Eine Glosse von Nico Binde

Menschenskinder! Wie stehen wir denn jetzt wieder da? Erst vergeigen Hamburgs Grundschüler die Bundesjugendspiele im Lesen und Schreiben. Inzwischen muss man ja fürchten, bald jedem Stadtkind ein X für ein U vormachen zu können. Und nun darf sich der Senat vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung vorrechnen lassen, dass er die kinderärmste Regierung weit und breit ist. Mit einem durchschnittlichen Bruterfolg von 1,18 Kindern pro Senator gilt das Team um Olaf Scholz (SPD, kinderlos) bundesweit als Truppe der Fortpflanzungsverweigerer. Sogar das Saarland (1,38) ist besser. Das Saarland!

Hamburgs Kinder scheinen also nicht nur zu doof zum Lesen und Schreiben, sie haben auch zu wenig Eltern, die Senatoren sind. Und was soll aus einer Stadt werden, in der sich die politische Elite nicht vermehren will oder kann? Manch einer wird unken, das merke man doch, aber das wäre zu früh geunkt. Denn gerade die Schul- und Sozialsenatoren Ties Rabe und Detlef Scheele haben sich in dieser Hinsicht nichts vorzuwerfen. Als dreifache Väter könnten sie problemlos zu den Strebern nach Brandenburg wechseln. Dort sind drei Kinder pro Regierungsmitglied Einstellungskriterium. Wer das Bildungsressort übernehmen will, braucht sogar sieben - wie Martina Münch (SPD).

Davon sind die Senatoren Schiedek (Justiz), Prüfer-Storcks (Gesundheit) und Kisseler (Kultur) mindestens noch sieben Kinder entfernt. Die Kollegen Horch (Wirtschaft, 2 Kinder), Stapelfeld (Wissenschaft, 2), Neumann (Innen, 1), Tschentscher (Finanzen, 1) und Blankau (Stadtentwicklung, 1) zeigen immerhin guten Willen.

Für Olaf Scholz ergeben sich daraus folgende Handlungsdirektiven. Erstens: Die Genossin Martina Münch muss bedingungslos in den Hamburger Senat eingegliedert werden. Zweitens: An der Verpflichtung von Ursula von der Leyen führt kein Weg vorbei. Drittens: Kinderlose Senatoren bringen von nun an mindestens zehn Grundschülern das Lesen und Schreiben bei. Für die Zukunft! Für die Statistik! Für ein besseres Hamburg!