Ein Kommentar von Peter Ulrich Meyer

Dieses Ergebnis der großen Ländervergleichsstudie zu den Bildungsleistungen der Grundschüler überrascht denn doch: Ein Grund, warum die Hamburger Jungen und Mädchen (einmal mehr) im Test mit bayrischen oder sächsischen Gleichaltrigen so schlecht abschneiden, liegt darin, dass sie nicht von Fachlehrern unterrichtet werden. Zumindest für das Fach Mathematik trifft das zu: Fast die Hälfte der Grundschullehrer, die Mathematik unterrichten, haben das Fach nicht studiert. Nirgendwo in Deutschland ist die Quote höher als in Hamburg.

Zugegeben, wenn nur noch Mathelehrer Mathestunden geben, wäre Hamburg auch nicht Spitze, aber der Abstand zu Hessen oder Schleswig-Holstein wäre doch geringer. Das haben jetzt die Berliner Wissenschaftler herausgefunden, die die Vergleichsstudie verantworten.

Es gibt zwar noch entscheidendere Gründe dafür, dass Hamburger Schüler hinterherhinken: Es gelingt nicht, die Defizite des hier höheren Anteils von Schülern aus sogenannten bildungsfernen Elternhäusern auszugleichen. Und alle Bemühungen, Kinder mit einer anderen Muttersprache als Deutsch noch vor der Einschulung auf ein Sprachniveau mit ihren Mitschülern zu hieven, sind offensichtlich noch nicht von durchschlagendem Erfolg gekrönt.

Trotzdem müssen wir uns offensichtlich von einer für viele selbstverständlich gewordenen Überzeugung verabschieden: Die Klassenlehrerin, die in der Grundschule praktisch alle Fächer unterrichtet, ist nicht die beste Lösung für die Kinder. Zwar kann eine einzige Bezugsperson in der Klasse besser ein Vertrauensverhältnis zu den kleinen Schülern aufbauen als laufend wechselnde Fachlehrer. Aber zumindest für das vielfach angstbesetzte Rechnen garantieren ausgebildete Fachlehrer mehr Erfolg. Hamburg als Beinahe-Schlusslicht hat gar keine Wahl: Hier muss umgesteuert werden.