Stadt bundesweit fast Schlusslicht. Vielen Lehrern fehlt in ihren Fächern die Qualifikation

Hamburg. Schlechte Bilanz für Hamburgs Grundschulen: Beim großen Ländervergleich einer neuen Bildungsstudie schnitten die Hamburger Viertklässler aus Grund- und Förderschulen beim Lesen, Zuhören und Rechnen schlecht ab. Von allen 16 Bundesländern belegten die Schüler im ersten Kompetenzbereich Rang 14, beim Zuhören Platz 13 und in der Mathematik den 14. Rang. Wie in vorangegangenen Untersuchungen bilden die Stadtstaaten regelmäßig das Schlusslicht, jedoch liegt die Hansestadt diesmal deutlich vor Bremen und Berlin.

Die Ergebnisse stellte der Hamburger Bildungssenator Ties Rabe (SPD), Vorsitzender der Kultusministerkonferenz, am Freitag in Berlin vor. Deutschlandweit wurden 30 000 Viertklässler an über 1300 Grund- und Förderschulen im Rahmen der Studie des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen getestet. In Hamburg nahmen 114 zufällig ausgewählte Schulen teil. Die Untersuchung fand zwischen Mai und Juli 2011 statt. Spitzenreiter sind die Länder Bayern, Sachsen und Sachsen-Anhalt.

Aus der Studie geht hervor, dass die schlechten Rangplätze der Stadtstaaten vor allem eine Folge des höheren Anteils an Kindern aus Zuwandererfamilien ist. Hamburg hat mit 44 Prozent im Ländervergleich den höchsten Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund. Mehr noch als die Herkunft spielt die soziale Benachteiligung eine große Rolle bei der Leistungsfähigkeit.

"Das Hamburger Ergebnis bestätigt weiterhin einen deutlichen Handlungsbedarf für die Hansestadt", sagte Senator Rabe. "Das Abschneiden der Kinder mit Zuwanderungshintergrund und der Kinder aus sozial benachteiligten Familien ist unbefriedigend." Deshalb wolle man sich in der Hansestadt nun verstärkt auf einen Ausbau von individueller Förderung und Ganztagsangeboten konzentrieren. Zudem soll ein Fokus auf Sprachförderung und eine Verbesserung der Unterrichtsqualität gelegt werden.

Aus den Testergebnissen geht hervor, dass 18 Prozent der Schüler im Lesen, 21 Prozent in Mathematik die Mindestanforderungen nicht erreichen. Für den Kompetenzbereich Zuhören ist das Ergebnis besser: Dort erreichen nur zwölf Prozent die Mindeststandards nicht. Einen deutlichen Unterschied gibt es zwischen den Geschlechtern: Die Mädchen schneiden signifikant besser im Lesen ab, die Jungen erreichen in Mathematik im bundesweiten Vergleich den deutlichsten Vorsprung vor den Mädchen.

Die Bildungsstudie ergab zudem, dass in Hamburger Grundschulen nach Angaben der befragten Lehrer etwa ein Drittel der Deutschlehrkräfte und fast die Hälfte der Mathematiklehrer das Fach unterrichten, ohne es studiert zu haben. Die Wissenschaftler sehen darin insbesondere im Fach Mathematik einen Zusammenhang mit den schlechten Leistungen der Schüler in diesem Bereich.

Robert Heinemann, schulpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, fordert ein schnelles Reagieren der Schulbehörde. "Es bringt uns nicht weiter, wenn wir nun quantitativ mehr Unterricht anbieten, beispielsweise durch Nachhilfestunden von Oberstufenschülern", sagte Heinemann. "Nur mit mehr Qualität können wir die Leistung der Schüler verbessern und vielleicht bei den nächsten Tests einige Flächenländer hinter uns lassen. Das sollte der Anspruch sein."