Nedderfeld wird vierspurig ausgebaut und der Baumarkt an der Gewerbemeile erweitert. Anwohner protestieren gegen das Vorhaben.

Groß Borstel. Die Straße Nedderfeld wird vierspurig ausgebaut - jedenfalls im Teilstück zwischen der Alten Kollaustraße und Kellerbleek. Dort will sich der Baumarkt Bauhaus vergrößern und die Fläche des ehemaligen Autohändlers Raffay am Nedderfeld dazunehmen. Im Zuge der Bauarbeiten soll die viel befahrene Gewerbemeile im Westteil dann um zwei Fahrspuren wachsen.

"Hamburg muss seine Tangenten stärken", sagt Jan-Oliver Siebrand, Leiter der Abteilung Stadtentwicklung/Stadtverkehr bei der Handelskammer Hamburg. "Deshalb begrüßen wir den Ausbau der Straße Nedderfeld. Das sollte auch zügig passieren." Ähnlich sieht es Jörg Offel, Filialleiter des Fahrradhandels BOC. Seiner Meinung nach macht die Straße derzeit einen "kümmerlichen Eindruck".

Nach Auskunft der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) wird der Senat im ersten Quartal 2013 den Bebauungsplan beschließen. Wann dann aber die Bagger rollen, dazu gibt es noch keine Angaben. "Das Geld für den Ausbau der gesamten Straße ist noch nicht im Haushalt eingestellt", sagt Sprecherin Kerstin Graupner. Deshalb gibt es bei der zuständigen Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation noch keine detaillierten Planungen. Wann es also so weit sein wird, dass der Verkehr vierspurig rollt, und wie viel die Verbreiterung der Straße kosten wird, dazu macht Sprecherin Helma Krstanoski keine Angaben.

Vorerst hat Bauhaus bei der Wirtschaftsbehörde einen Erschließungsantrag gestellt. Falls dieser positiv beschieden wird, dann wird es neben der bestehenden Zufahrt zum Gelände an der Alten Kollaustraße eine weitere Zufahrt vom Nedderfeld mit Abbiegespur geben. Zur Straße Kellerbleek wird eine Ausfahrt vom Gelände gebaut.

Uwe Schröder, 60, und Holger Sauter, 64, vom Verein Lärmschutz für Groß Borstel und Niendorf befürchten gesundheitsgefährdende Lärmbelästigung, wenn der Baumarkt größer wird. "Laut Bebauungsplan können sie eine bis zu 18 Meter hohe Wand zur Güterumgehungsbahn hin errichten", sagt Schröder. "Die reflektiert dann den Lärm von der Güterumgehungsbahn und den startenden Flugzeugen. Und bis jetzt sind laut einem Gutachten der Behörde für Stadtentwicklung keine Lärmschutzmaßnahmen vorgesehen."

Uwe Schröder fühlt sich damit auf den Arm genommen. "Ich habe den Eindruck, dass das Gutachten einzig und allein dazu dient, Einwände von Bürgern abzuwehren. Wir sind jetzt schon an der Grenze zur Gesundheitsgefährdung." Als gesundheitsgefährdend wird Lärm eingestuft, der am Tag 75 Dezibel und in der Nacht 65 Dezibel erreicht. Der Verein aus Groß Borstel lässt gerade für 6000 Euro ein entsprechendes Gutachten erstellen.

Sauter und Schröder bemängeln, dass die Behördenexpertise gar nicht berücksichtigt, wie hoch das neue Bauhaus tatsächlich wird. "Außerdem wird falsch eingeschätzt, wie der Lärm am Anfang und Ende eines Zuges reflektiert. Und der vermehrte Fluglärm wird in dem Gutachten gar nicht behandelt." Die Groß Borsteler haben einen Vertreter des Baumarktes wiederholt eingeladen, damit er ihnen das Projekt vorstellt und sie ihm ans Herz legen können, dass der Neubau mit einer schallmindernden, gedämmten Fassade zur Bahntrasse hin versehen wird. "Aber es ist niemand gekommen."

Auch auf Abendblatt-Anfrage zu den Einzelheiten des Erweiterungsbaus hält sich das Unternehmen bedeckt. "Üblicherweise informieren wir die Öffentlichkeit nach positivem Bescheid zum Bauantrag. Das Verfahren läuft derzeit noch", teilt die Bauhaus AG mit Sitz in Mannheim mit.

Auch das Bezirksamt Eimsbüttel, als zuständige Genehmigungsbehörde, verweist darauf, dass der Ende Juli gestellte Bauantrag derzeit "noch in Bearbeitung" sei.

Die Groß Borsteler um Uwe Schröder und Holger Sauter verweisen auf ihre Grundrechte auf Gesundheit und Eigentum. "Eigentlich sollten die Behörden doch einsehen, dass sie etwas tun müssen, wenn die Bürger gefährdet werden." Vorsorglich hat der Verein bereits Kontakt zu einem Anwalt aufgenommen.