In einem Gehege des neuen Eismeer-Panoramas im Tierpark Hagenbeck lebt Szara mit Kegelrobbe Zefir und Walrossdame Neseyka.

Stellingen. Alle neune reichen ihr nicht: Je mehr Kegel, desto besser! Schließlich sind Robben gesellige Tiere. Und wenn sie schon keine Tore schießen können (der Scherz ist zwar alt, aber gut, finden alle außer Fußballer Arjen Robben) und generell gerne eine ruhige Kugel schieben, dann kommen sie doch beim Anblick von auftauchenden Kegeln in Fahrt. Szara, die neue Kegelrobben-Dame im Tierpark Hagenbeck, macht da keine Ausnahme. Vorerst muss sie sich jedoch mit einem einzigen Kegel - der namensgebenden Kopfform ihres Mitbewohners Zefir - begnügen. Mit ihm und Walross-Dame Neseyka lebt sie in einem Gehege des neuen Eismeer-Panoramas.

Die Kegelrobbe ist das größte freilebende Raubtier Deutschlands und, neben dem Seehund, die zweite an deutschen Küsten vorkommende Robbenart. Ihr wissenschaftlicher Name Halichoerus grypus bedeutet übersetzt Krummnasen-Meerschwein. Ein ziemlich überdimensioniertes Meerschweinchen: Bis zu 300 Kilogramm bringen die Robben auf die Waage, bei einer Länge von bis zu 2,30 Metern.

Davon sind Szara und Zefir noch mehr oder weniger weit entfernt: "Sie ist jetzt etwa 1,20 Meter lang und wiegt geschätzt etwa 50 Kilogramm. Unser Kegelrobben-Mann misst immerhin schon zwei Meter und wiegt wahrscheinlich etwa 120 Kilogramm", sagt Dirk Stutzki. Der Reviertierpfleger betreut Szara und Zefir seit ihrer Ankunft am 6. Dezember vergangenen Jahres in Hamburg. Stutzki: "Beide Robben stammen aus polnischen Zoos. Szara, knapp zwei Jahre alt, kam aus Plock, Zefir, vier Jahre alt, aus Warschau." Beide Tiere stammen aus der gefährdeten Ostsee-Population, die sich als eigenständige Unterart von den beiden atlantischen Kegelrobben-Vorkommen absetzt und im Jahr 2000, nach einer fast vollständigen Ausrottung, wieder geschätzte 15 000 Tiere umfasste.

Hamburger Küstenausflügler kennen Kegelrobben sicherlich von zwei besonderen Plätzen: Zum einen wäre da Willy, eine einsame Kegelrobbe, die seit 15 Jahren im Hafen von Hörnum auf Sylt neben "Fisch Matthiesen" auf fette Beute lauert. Und dann ist da die beständig anwachsende Population der dritten Nordsee-Kolonie auf der Düne bei Helgoland. "Die riecht man schon, bevor man sie sieht", sagt Dirk Stutzki und lacht. Da einem Tierpfleger der Geruch von Tieren naturgemäß wenig ausmacht, fährt Stutzki regelmäßig zum Kegelrobben-Gucken nach Helgoland. "Das ist schon imposant, die Bullen kämpfen zu sehen."

Der Winterspeck macht die Robben etwas weniger bewegungsfreudig

Bei Hagenbeck ist es eher Szara, die rumzickt, verrät ihr Tierpfleger: "Sie hat uns am Anfang ordentlich angefaucht, und ihn auch, aber mittlerweile kommen wir gut klar." So gut, dass ihre anfängliche Vorsicht, auch gegenüber Walross-Dame Neseyka, in Neugierde umgeschlagen ist und Szara mittlerweile sogar Dinge beim täglichen Training schneller mitmacht als das größere Kegelrobben-Männchen. Außer zurzeit: Jetzt haben sich die beiden gerade sechs bis sieben Kilogramm Winterspeck angefuttert - und sind daher recht träge.

Wenn sich Szara und Zefir jedoch weiterhin so gut verstehen und in den nächsten Jahren geschlechtsreif werden, könnten sie irgendwann für alle neune sorgen: "Wir hätten schon gerne Robbennachwuchs", sagt Stutzki. Dann also gut Holz - und bitte keinen Pudel ...

Aufgrund des Feiertags kommende Woche erscheint die nächste Folge am 10. Oktober. Lesen Sie dann: Braunkopfliest Brauner Bär

Die Kolumne gibt es jetzt auch in zwei Büchern: "Hagenbecks Tierwelt" und "Hagenbecks Tropenwelt", Hamburger Abendblatt edition, jeweils 208 Seiten; beide Bände im Schuber für 17,95 Euro (für Abonnenten des Abendblatts bei Direktbestellung: 14,95 Euro), Einzelbände je 12,95 Euro. Zu bestellen unter www.abendblatt.de/shop oder unter Telefon (040) 34 72 65 66. Auch im Buchhandel erhältlich.