Teil 141: Malwine ist eine Falkland-Dampfschiffente – die größte Entenart der Welt, die nicht fliegen kann. Klettern kann Malwine dafür umso besser.

Stellingen. Ich hatte als Kind ein Buch, das ich sehr geliebt habe. "Malwine in der Badewanne" handelte von einem Jungen, dem sein schottischer Onkel eine Kaulquappe schickt. Und die wächst und wächst und wächst, von einem Marmeladenglas über das Geschirrspülbecken bis sogar über die Badewanne hinaus, zu einem außergewöhnlichen Tier heran: Malwine. Irgendwie musste ich an diese Geschichte denken, als ich Hagenbecks Malwine das erste Mal sah - auch wenn sie nicht aus Loch Ness stammt (sondern von den Falklandinseln, einer Inselgruppe im südlichen Atlantik, die auch Malwinen genannt werden). Und auch wenn sie kein Reptil, sondern eine Ente ist. Aber was für eine.

Malwine ist eine Falkland-Dampfschiffente - und die größte flugunfähige Ente der Welt. "Sie kann ein wenig flattern, aber nicht fliegen. Dafür klettert und taucht sie extrem gut", sagt Sebastian Behrens. Der Tierpfleger ist für alle Vögel des neuen Eismeer-Panoramas zuständig. Dort sind Malwine und Elisabeth, ihre Artgenossin (genannt nach Königin Elizabeth II., da die Falklandinseln Britisches Überseegebiet sind), mit die ersten Tiere, auf die man trifft. Gemeinsam mit den Humboldt-Pinguinen leben sie in einem Felsen-und-Wasser-Gehege, direkt gegenüber dem Vogelhaus.

Die Falkland-Dampfschiffenten sind große, gänseähnliche Entenvögel mit einem kräftigen Körperbau. Sie werden bis zu 74 Zentimeter lang und bis 4,5 Kilogramm schwer. "Unsere beiden Weibchen sind zwei Jahre alt und damit ausgewachsen", erzählt Behrens. Sie seien von einem Züchter im Februar nach Hamburg gekommen und hätten die Anlage noch vor den Pinguinen in Beschlag nehmen können. "Dabei haben sie sich daran gewöhnt, auf die Mauer zum Besucherweg zu klettern, herunterzuhüpfen und überall neugierig umherzuwatscheln", verrät Behrens. So hätten es die beiden auch schon zu einem Abstecher ins Seebärengehege gebracht. "Allerdings halten sie sich dabei mittlerweile vorbildlich an die Tierpark-Öffnungszeiten", sagt Behrens und lacht. "Vor 9 Uhr morgens treffen wir sie noch auf dem Besucherweg an, aber ab Punkt neun sitzen sie wieder brav in ihrem Gehege."

Dort zeigen sie eindrucksvoll, wie unterschiedlich die beiden flugunfähigen Vogelarten tauchen: "Die Pinguine nutzen ihre Flügel unter Wasser zum Antrieb, die Enten ihre Füße", erklärt Behrens. Dabei hätten die Dampfschiffenten kein Problem, den 3,90 Meter tiefen Beckengrund zu erreichen, um nach der Fütterung hinter den Pinguinen aufzuräumen, wie der Tierpfleger sagt: "Eigentlich bekommen die Enten spezielles Pressfutter aus kleinen Shrimps, sogenannte Eisenten-Peletts, aber mittlerweile stürzen sie sich auch auf die Sprotten und Heringe, die für die Pinguine gedacht sind." Im Meer vor den Falklandinseln tauchen die Vögel vor allem nach Krebstieren - und ploppen beim Auftauchen wie Korken an die Wasseroberfläche.

Die hübschen Enten mit dem dunkelgrauen Gefieder und dem hellen Bauch würden sich von einem Erpel, so es einmal einen nach Hamburg führt, vor allem durch ihren gelben Schnabel unterscheiden, der bei den Männchen orangefarben ist. Außerdem sind Falkland-Dampfschiffenten-Erpel rein akustisch einfallsreicher: "Die Weibchen krächzen etwas", sagt Sebastian Behrens. Auf Dauer sei es schon der Plan des Tierparks, eines der beiden Weibchen gegen ein Männchen auszutauschen und eine Zucht mit den Falkland-Dampfschiffenten zu beginnen. Dazu nutzen die Tiere im Freiland gerne verlassene Pinguinhöhlen, die sie sich gemütlich auspolstern. Behrens: "Für den Austausch lassen wir uns aber Zeit. Wir wollen in Ruhe gucken, welches Weibchen wir behalten wollen."

Malwine sei die draufgängerische von den beiden, sagt der Tierpfleger. So kam es auch zu einer Aktion, die Behrens gleichzeitig einen großen Schreck verpasste - und die Lachtränen in die Augen trieb: Ein Besucher hatte einen Kinderschnuller ins Wasser fallen lassen, den Malwine eine Weile im Schnabel umhertrug, bis sie das Interesse verlor. Zum Glück war er zu groß zum Verschlucken (im Zoo Hannover war gerade ein Seebärenbaby an einem verschluckten Nagel gestorben). So konnte sich Sebastian Behrens das Lachen erlauben - über seine besondere Ente.

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