Die Tourismusbranche legt zu. Die Deutschen verreisen auch außerhalb der wichtigste Saisonzeit Sommer. Spanien beliebtestes Auslandsziel.

Hamburg. Trotz Euro-Krise verreisen die Deutschen immer öfter - auch außerhalb der wichtigsten Saisonzeit im Sommer. "Wir sind mit der Buchungsentwicklung in der Neben- und Nachsaison zufrieden. Der verregnete Sommer in Deutschland sorgt für ein sehr gutes Last-Minute-Geschäft", sagte der Vorsitzende der Alltours Geschäftsführung, Willi Verhuven. "Wir liegen derzeit über unseren Planzahlen." Die Nachfrage bei dem Unternehmen sei so stark, dass es in einigen Feriengebieten im Mittelmeerraum im September und Oktober nur noch Restplätze für Flüge und Hotels gibt. Das gelte insbesondere während der Herbstferien. Besonders beliebt seien zu dieser Zeit Mallorca und die Türkei. Für den Winter gebe es für Fuerteventura wie auch für Madeira bereits ein zweistelliges Buchungsplus.

"September und Oktober sind sehr nachgefragt von Reisenden, die in die Türkei fliegen wollen", sagt auch Georg Welbers, Geschäftsführer vom Hamburger Anbieter Öger Tours. Sehr gut habe bei Öger ebenfalls die Wintersaison angefangen. "Wir haben ein deutliches Plus insbesondere bei Langzeitbuchungen und auch bei Reisen nach Ägypten", so Welbers. Bei Deutschlands größtem Reiseveranstalter TUI in Hannover, der beim Sommergeschäft ein fünfprozentiges Plus erzielte, ist man optimistisch, im Winter zulegen zu können.

Die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) bestätigt den Trend. Nach dem Rekordjahr 2011 werde es weitere Zuwächse geben, sagte Martin Lohmann, Autor der FUR-Reisestudie. 24 Prozent der Deutschen wollen demnach dieses Jahr mehr Reisen unternehmen, nur 16 Prozent der Befragten wollen am Urlaub sparen. Ein knappes Drittel der Deutschen verbringt seine Ferien am liebsten im Inland. Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein sind hierzulande die beliebtesten Ziele.

+++ Beliebteste Auslandsziele +++

68,8 Prozent der insgesamt 69,5 Millionen Reisen im vergangenen Jahr gingen ins Ausland, 31,2 Prozent ins Inland. Insgesamt haben die Deutschen für ihr liebstes Hobby 60,7 Milliarden Euro ausgegeben. Allein die Anzahl der Auslandsreisen legte laut einer Studie der Commerzbank um drei Prozent zu. Ende dieses Jahres sollen sich die Reiseausgaben der Deutschen auf knapp 62 Milliarden Euro summieren.

Damit war Deutschland wieder einmal das Land mit den international höchsten Aufwendungen für den Tourismus. Doch dies dürfte sich bald ändern. Denn die Chinesen drängen mit aller Macht auf den Reisemarkt. Das bevölkerungsreichste Land der Welt setzt an, Deutschland in Sachen Reisen zu überholen. In zwei Jahren, so die Commerzbank, könnte der Stabwechsel erfolgen und China der Reiseweltmeister werden.

Beim Urlaubsreiseverhalten setzt sich der Trend zur Kurzurlaubsreise weiter fort. Gleichzeitig stiegen die Kosten auf ein neues Rekordniveau von 868 Euro pro Person und Reise. Die Stadt Hamburg profitiert von der Entwicklung. Laut dem Deutschen Reiseverband ist die Hansestadt nach Berlin und München das deutschlandweit drittbeliebteste Ziel für Städtereisen. Allein die Tages- und Hotelgäste gaben im vergangenen Jahr 7,4 Milliarden Euro in der Stadt aus, zum Shoppen, für Kultur und Übernachtungen.

Bei Reisen ins Ausland buchen die Deutschen am liebsten einen Trip nach Spanien, das mit 12,3 Prozent Spitzenreiter auf der Beliebtheitsskala ist. Danach kommen Italien mit 8,2 Prozent und die Türkei mit 7,4 Prozent. Das von der Euro-Krise stark gebeutelte Urlaubsziel Griechenland konnte nach Österreich, Frankreich und Kroatien nur noch den siebten Platz erreichen (siehe Tabelle).

Auch Deutschland als Reiseland mit insgesamt 36 653 Hotelbetrieben und 1 680 464 Betten profitiert von dem Tourismus. Allein die ausländischen Touristen gaben 27,4 Milliarden Euro aus. Auffallend war laut der Commerzbank, dass mehr Schweizer in ihr Nachbarland reisten. Das dürfte wohl durch den gesunkenen Euro-Kurs noch beflügelt worden sein.