Die Idee von Kuschelecken, Latte-macchiato-Ausschank und einer Bücherauswahl, die sonst keiner bietet, hätte aufgehen können bei Thalia. Wer lässt sich in Buchhandlungen nicht gerne inspirieren, kauft zur Schulliteratur schnell noch ein Buch als Geschenk, stöbert in der Urlaubsecke und nimmt dann vielleicht noch einen Reiseführer für die nächsten Ferien mit? Thalia hatte bei seinen großen Buchhandlungen bisher das Erlebnis und die Impulskäufer im Blick.

Das Internet hatte der Marktführer dabei aber unterschätzt. Und muss deshalb jetzt mehrere riesige Buchläden schließen, weil sinkende Umsätze und hohe Mieten nicht mehr zusammenpassen. Längst kaufen Schüler und Studenten ihre Lehrbücher im Internet. Viele Berufsgruppen wie Ärzte, Ingenieure und Rechtsanwälte bestellen ihre Fachliteratur ebenfalls im Netz, lassen sich in den Buchhandlungen immer seltener sehen. Hinzu kommt der Boom der elektronischen Bücher.

Thalia muss reagieren, darf dabei aber seine Stärken nicht vergessen. Anstatt mit Spiele- und Kochecken auf Masse statt Klasse zu setzen und damit den selben Fehler zu machen wie die schwächelnden Kaufhäuser, die ebenfalls stark an Profil und Attraktivität verloren haben, sollte sich Thalia auf einzelne Zielgruppen spezialisieren: Geschäfte, die sich entweder auf Reiseliteratur und Landkarten, auf Kinderbücher oder auf Comics konzentrieren, bieten in der immer komplexer werdenden Warenwelt bessere Orientierung und Glaubwürdigkeit als Anbieter, die nach dem Motto "Einer für alles" agieren. Noch ist Thalia eine starke Buchmarke, die Firma sollte diesen Vorteil nutzen.