Projekt in Wilhelmsburg verbindet Immobilien mit Mobilität - das Haus speist Elektroautos. Es ist Teil der Internationalen Bauausstellung.

Wilhelmsburg. Stecker rausziehen und losschnurren - zum Einkaufen, zur Bahn oder ins Grüne. Die künftigen Bewohner des "Smart ist Grün"-Passivhauses am Inselpark 9 in Wilhelmsburg werden sich leise, günstig und umweltfreundlich fortbewegen können. Möglich macht das ein ebenso innovatives wie zukunftsweisendes Elektromobilitätskonzept der Sparda-Bank Hamburg, die das fünfgeschossige Gebäude als Projekt der Internationalen Bauausstellung (IBA) mit Behrendt Wohnungsbau und dem Münchner Architekt Michael Ziller realisieren wird.

Die Projektentwickler stellen den Bewohnern zwei Elektroautos und eine Ladestation vor die Tür und übernimmt für ein bis zwei Jahre die komplette Finanzierung. Außerdem bekommt das Gebäude einen Abstellraum für Elektrofahrzeuge wie E-Bikes, Segways oder Elektroroller, in dem jeder der 14 Eigentümer über einen gesicherten Stromzugang verfügt und optional eine Aufbewahrungsbox für Helme und Netzteile. Heute wird das Richtfest des Modellhauses gefeiert.

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"Wir wollen beim Thema Energiesparen die Bereiche Immobilien und Mobilität verbinden", sagt Andreas Tönjes, Geschäftsführer der Sparda Immobilien GmbH. "Da muss mal jemand den ersten Schritt tun. Schließlich gibt es Pläne, dass Wilhelmsburg klimaneutral werden soll." Dazu könne Elektromobilität viel beitragen. Während im Bereich der Fortbewegung noch viel Energie eingespart werden könne, stoße man im Neubau jedoch an Grenzen. "Dort ist das Potenzial zur Energieeinsparung bereits weitestgehend ausgeschöpft", so Tönjes.

In der Tat ist das Haus so umweltfreundlich, dass es als einziges IBA-Gebäude von der Deutschen Energie-Agentur (DENA) zertifiziert ist. Es erfüllt nicht nur sämtliche Kriterien eines Passivhauses und deckt seinen Wärmebedarf aus sogenannten passiven Energiequellen (dazu gehört auch die Abstrahlwärme von Bewohnern und Hausgeräten), sondern gewinnt darüber hinaus noch Energie über Dach und Fassade. Als sogenanntes Smart Material House besitzt es Balkonbrüstungen mit integrierten Fotovoltaik-Elementen (zur Stromerzeugung), Sonnenkollektoren auf dem Dach (zur Warmwasserversorgung) sowie sogar mit Vorhängen aus PCM (Phase Changing Material) ausgerüstet werden, die Sonnenenergie speichern und langsam wieder abgeben.

Zum Wärmeschutzkonzept gehören auch mit Kletterhortensien bepflanzte, automatisch bewässerte Fassadenelemente an der Südseite. Willkommener Nebeneffekt: Das Grün lockert das technische Erscheinungsbild des Gebäudes auf und lässt die Balkone Lauben ähneln.

Mit ihrem Elektromobilitätskonzept haben die Planer aus einer Not eine Tugend gemacht. Ausgangspunkt für die Idee, den Bewohnern das E-Car-Sharing zu ermöglichen, waren nämlich die knappen Stellflächen: Für die 14 Wohnungen wurden der Baufirma nur zehn Parkplätze bewilligt. "Mit dem genossenschaftlichen Prinzip ,Hilfe zur Selbsthilfe' fördern wir das Umweltbewusstsein und zeigen Lösungsansätze auf, um es in die Tat umzusetzen", sagt Yvonne Zimmermann, Vorstandsmitglied der Sparda-Bank. Das Konzept scheint zu überzeugen: Die Drei- bis Vierzimmerwohnungen sind bereits alle verkauft. Es dürften sich also bald Nachahmer finden, um ähnliche Projekte in anderen Stadtteilen zu verwirklichen.