In der weltweiten Schifffahrt herrscht ein scharfer Preiswettbewerb. Das macht die prekäre Situation vieler Schiffsgesellschaften erneut deutlich. Denn die Einkünfte reichen derzeit kaum, um Zins und Tilgung ihrer Kredite zu zahlen. Solche Krisen haben auch in der Vergangenheit schon oftmals die Seeleute mit ausbaden müssen. Dabei können gerade sie nichts für das Auf und Ab von Fracht- und Charterraten. Auf See ist es zudem schlicht unmöglich, für höhere Löhne oder bessere Arbeitsbedingungen zu streiken. Schließlich lässt sich ein Frachter unterwegs nicht anhalten.

Nun gehören die deutschen Reeder nicht zu den verantwortungslosen schwarzen Schafen der Branche, die Seelenverkäufer ohne ausreichend Proviant oder medizinische Versorgung für ihre Besatzungen losschicken und Dumpinglöhne zahlen. Dass jedoch für gut 900 ausgeflaggte Schiffe noch kein Vertrag über Mindestlöhne für die Mannschaften aus Staaten außerhalb der EU geschlossen wurde, ist kein Ruhmesblatt für die Unternehmen. Sicherlich werden die Löhne weltweit nicht in kurzer Zeit komplett angeglichen. Allerdings hat die Internationale Transportarbeiter-Föderation Mindestentgelte vereinbart, die zumindest ein auskömmliches Leben garantieren.

Gerade haben die deutschen Reeder um Staatshilfe gebeten, um die Seefahrt nicht in die Bedeutungslosigkeit stürzen zu lassen. Sagt die Politik dazu Ja, wäre im Gegenzug auch ein flächendeckender Tarifabschluss für die ausländischen Besatzungen nur fair. Es wird höchste Zeit, ihre Interessen ernster zu nehmen.