Weniger Prüfungen und Bürokratie. Im Schnitt bedeutet dies zwei Tage Zeitersparnis

Hamburg. Schulsenator Ties Rabe (SPD) will Hamburgs Lehrer von einigen ihrer Aufgaben entbinden, um so die Unterrichtsqualität zu steigern. Die Schulbehörde hat alle 18 000 Pädagogen gestern vorab per E-Mail informiert und darin die Maßnahmen beschrieben, mit denen die Aufgaben neu geregelt werden. Lehrkräfte sollen künftig weniger Verwaltungsarbeit leisten sowie weniger Prüfungen abnehmen. Insgesamt werde jeder Lehrer dadurch im Durchschnitt um zwei Tage entlastet, sagte Rabe. "Statt immer mehr zu prüfen und zu verwalten, können Lehrkräfte sich wieder stärker auf guten Unterricht konzentrieren." Mehr Stunden sollen sie nicht geben, sondern mehr Zeit für die Vorbereitung und Verbesserung ihrer Lehraufgaben haben.

Die rund ein Dutzend Maßnahmen gehen auf Vorschläge von Schulleitern und Kollegien zurück, die die Behörde zur Mitarbeit aufgerufen hatte. Einen Großteil der Entlastung verspricht sich Rabe durch die Veränderungen bei Abschlussprüfungen. So sollen etwa ab dem kommenden Schuljahr weniger Hauptschulprüfungen abgenommen werden: Schüler von Stadtteilschulen, bei denen offensichtlich ist, dass sie den Realschulabschluss oder auch das Abitur schaffen, können dann auf diese Prüfung ganz verzichten. Bei den Korrekturen der Abiturarbeiten soll es künftig nicht mehr zwei Gutachten, sondern nur noch eines geben. Stattdessen soll ein zweiter Lehrer das Gutachten seines Kollegen "durchsehen".

Vom kommenden Schuljahr an verringert sich auch die Zahl der "Präsenztage", die die Lehrer in den Ferien an den Schulen verbringen müssen. Künftig werden nur noch zwei statt drei Präsenztage verlangt. Rabe geht davon aus, dass auch dann sichergestellt sein wird, dass der Unterricht am ersten Schultag "ohne vorbereitungsbedingte Verzögerungen" beginnen kann. "In den drei Präsenztagen gab es viel Leerlauf, das muss nicht sein." Die Mindestzahl der "Lernentwicklungsgespräche" pro Klasse (Treffen der Lehrer mit Eltern und Schülern) verringert sich zudem pro Schuljahr von zwei auf eines.

Klaus Bullan, Hamburger Chef der Lehrergewerkschaft GEW, geht Rabes Maßnahmenpaket nicht weit genug. Eine grundsätzliche Überprüfung des Arbeitszeitmodells finde nicht statt. "Damit bleibt das Hauptübel der großen Belastung erhalten."