Wohnungsmangel in Hamburg: Die Stadt richtet Notbetten für Erstsemester ein und prüft Gratis-Zimmer bei Senioren nach dem Kieler Vorbild.

Hamburg/Kiel. Neu in der Stadt, wenig Geld und keine Bleibe: Viele Studierende, die vom kommenden Wintersemester an in den Hochschulen eingeschrieben sind, werden in den kommenden Wochen mit diesen Problemen zu kämpfen haben. Die insgesamt 65 852 Studierenden in Hamburg müssen schließlich irgendwo in der Hansestadt unterkommen - auf dem heiß umkämpften Wohnungsmarkt kein leichtes Unterfangen, zumal Hamburgs Hochschulen mit 54 495 Bewerbern, von denen etwa jeder Siebte einen Studienplatz erhalten wird, gerade erst einen neuen Rekord verzeichnete.

+++ Universitätsstädte im Norden beliebt +++

Zudem wird Hamburg nach Einschätzung des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) wegen der besonders hohen Lebenshaltungskosten München schon im kommenden Jahr als teuerste Stadt für Studierende ablösen. Für viele kommt deshalb nur ein Studentenwohnheim infrage: 233 Euro für ein möbliertes Zimmer. Aber auch hier wird es eng. Lediglich 22 Wohnanlagen im Hamburger Stadtgebiet bieten Platz für etwa 3747 Studierende.

Aus einer Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage der GAL-Abgeordneten Eva Gümbel geht hervor, dass sich im vergangenen Jahr 5870 junge Menschen auf die damals 2088 freien Wohnheimplätze beworben hatten. In diesem Jahr wird es nicht viel anders sein.

Dem Studierendenwerk liegen bereits 2279 Bewerbungen vor, 1118 Plätze sind schon vergeben. Erfahrungsgemäß wird die Nachfrage jedoch nicht abreißen. Erst in diesen Tagen werden die Zu- oder Absagen der Universitäten an die Studienanwärter verschickt.

+++ Genug Platz für die Studenten +++

Eine Notlösung bietet das Studierendenwerk in Hamburg, wie auch im vergangenen Jahr, vom 1. September bis zum 30. November in Form von sogenannten Last-Minute-Zimmern an, die in der Wohnanlage Gustav-Radbruch-Haus an der Borgfelder Straße eingerichtet werden.

Dort wird es 33 Betten geben, davon elf in neun Zimmern - und 22 Betten in einer Turnhalle. "Wir werden auch dieses Jahr wieder Notunterkünfte anbieten - kein Studierender wird auf der Straße übernachten müssen", sagt Jürgen Allemeyer, Geschäftsführer des Studierendenwerks Hamburg. "Zum Ende des Jahres werden wir unser Angebot um 201 Plätze erweitern können, da wir derzeit mit finanzieller Förderung der Stadt eine neue Wohnanlage in Hammerbrook errichten." Doch auch das ist nicht genug, urteilt der AStA der Universität Hamburg. Die Wohnsituation für Studierende sei "katastrophal", sagt AStA-Sozialreferent Marten Thiele. "Aus meinem Umkreis bekomme ich mit, dass mittlerweile 450 Euro für ein WG-Zimmer verlangt werden", sagt Thiele. "Das zeigt, dass dem Mietenwahnsinn in Hamburg immer noch kein Einhalt geboten wird." Der Studentenvertreter wirft vor allem dem Hamburger Senat vor, nicht genug für günstigen Wohnraum in Hamburg zu tun. Gemeinsam mit Auszubildenden, für die die Situation auf dem Wohnungsmarkt genau so kritisch ist wie für Studierende, will der AStA im Herbst auf die Straße gehen.

Auch in Schleswig-Holstein, besonders in der Landeshauptstadt Kiel, sieht es auf dem Wohnungsmarkt nicht besonders rosig aus. Das Studentenwerk des Landes rief deshalb gestern in Kiel insbesondere ältere Menschen in großen Stadtwohnungen auf , Zimmer für den akademischen Nachwuchs frei zu machen und dabei auf eine Miete zu verzichten. Im Gegenzug sollen die Studenten beim Einkauf, bei Reparaturen oder im Garten helfen.

"Das Studentenwerk will mit dem Projekt nicht nur mehr Wohnraum für Studierende schaffen, sondern durch Wohnpartnerschaften auch Jung und Alt näher zusammenbringen", sagt Vorstandsmitglied Benjamin Raschke. Auch in Hamburg hatte man im Studierendenwerk ein solches Projekt angedacht, das aber ohne große Resonanz blieb. "Wir prüfen, ob wir die Idee noch einmal aufgreifen", sagt Allemeyer.

In der Stadtentwicklungsbehörde versucht man mit Förderprogrammen preiswerten Wohnraum für Studierende zu schaffen. Am 1. September tritt die neue Förderrichtlinie "Wohnen für Studierende und Auszubildende in Hamburg-Süd" in Kraft. Hiermit sollen, ähnlich wie bereits auf der Veddel und in Wilhelmsburg, 400 bis 500 Studierende und Azubis in Wilhelmsburg, Rothenburgsort und Harburg eine günstige Bleibe finden können. "Das Prinzip dieser Förderung ist, dass die Wohnungsmieten auf das Niveau eines Wohnplatzes im Studentenwohnheim heruntersubventioniert werden", erklärt Kerstin Graupner, Sprecherin der Stadtentwicklungsbehörde. Michael Ahrens, Sprecher der Wohnungsgesellschaft Saga GWG kennt noch weitere Alternativen. "Wohnungssuchenden Studenten empfiehlt Saga GWG zum Beispiel Quartiere im Hamburger Osten wie in Rahlstedt oder Jenfeld", sagt Ahrens. "Diese sind über öffentliche Verkehrsmittel an die Innenstadt angebunden."