Hamburgs Blutspendedienste und Krankenhäuser leiden unter den Folgen der Sommerferien und des warmen Wetters.

Hamburg. Der Blutspendedienst Hamburg, das Marienkrankenhaus, der Albertinen-Blutspendedienst, UKE und DRK erhalten zurzeit fast ein Drittel weniger Spenden. Ihr Bedarf muss zum Teil bereits aus anderen Bundesländern gedeckt werden.

Allein dem UKE fehlt momentan täglich das Blut von 30 Spendern, berichtet der Direktor des Instituts für Transfusionsmedizin, Peter Kühnl. Nur durch den Einkauf von Blutkonserven des DRK könne diese Lücke geschlossen werden. Das Rote Kreuz hat jedoch selbst Probleme, den Bedarf zu decken. "In der vergangenen Woche konnten wir 900 Anfragen von Krankenhäusern nicht aus unserem eigenen Vorrat versorgen. Nur durch die Kooperation mit DRK-Diensten aus anderen Bundesländern war dieser Engpass zu bewältigen", sagt Jens Lichte, Sprecher des Blutspendedienstes Nord. Statt wie üblich Blutkonserven für drei Tage zu bevorraten, reiche die Reserve momentan nur für knapp einen Tag. Besonders die Blutgruppen 0 und A, die jeweils zu rund 40 Prozent in der Bevölkerung verbreitet sind, seien wichtig.

Lebensbedrohliche Auswirkungen werde die Spendenknappheit aber nicht haben. "Für dringende Operationen wird stets genug Blut bereitgehalten", sagt Kühnl. Falls sich das Angebot aber noch weiter verschlechtere, müssten nicht akut notwendige Operationen verschoben werden.

Sorgen bereitet den Blutspende-Organisationen indes auch eine stärkere Verbreitung der Schweinegrippe. "Menschen, die zu Infizierten Kontakt hatten oder selbst infiziert sind, dürfen mindestens vier Wochen lang nicht spenden. Das könnte die Lage noch zuspitzen", sagt Jens Lichte. Auch die demografische Entwicklung gibt ihm zu denken: Weil Spender bei ihrer ersten Blutabgabe höchstens 60 sein dürfen, schrumpfe mit dem Anteil der jungen Menschen auch der der potenziellen Spender. Für 2015 rechnet Lichte deshalb mit einer dramatischen Lage. "Mit nationalen Spenden wäre der Bedarf in Deutschland dann nicht mehr zu decken. Ein Konserven-Import sollte zur Qualitätssicherung vermieden werden", sagt Lichte.

Nur ein besseres Spendenverhalten könne diesen Missstand abwenden. Bislang jedoch würden nur rund zwei Prozent der Hamburger Blut spenden. Den Grund dafür sieht Lichte in den fehlenden sozialen Bindungen in Großstädten. Im Landkreis Nordfriesland, zu dem auch Inseln gehören, liege die Spendenquote bei mehr als zehn Prozent.