Naturschützer und Behörde streiten über die Ursachen. Da der Sauerstoffmangel größer wird, fordert “Rettet die Elbe“ einen weiteren Seitenarm.

Hamburg. Im Hamburger Hafen droht möglicherweise ein Fischsterben, weil seit Freitag der Sauerstoffgehalt im Elbwasser der Hansestadt dramatisch sinkt. Der für Fische kritische Wert liegt bei drei Milligramm pro Liter. An den Messstationen Blankenese und Seemannshöft an der Einmündung des Finkenwerder Köhlfleets lag er gestern schon bei nur zwei Milligramm, "Der gesamte Hafen ist für Fische eine tödliche Zone geworden", warnte daher gestern der Umweltverein "Rettet die Elbe". Auch Fischwanderungen im Fluss seien nicht mehr möglich, da der Hafenbereich mit seinem Sauerstoffloch seit dem Wochenende ein "unüberwindliches Hindernis" darstelle.

Die Umweltbehörde bestätigte gestern die Messwerte von "Rettet die Elbe", kommt aber zu einem anderen Schluss: "Da der Sauerstoffgehalt bereits seit Tagen sinke, würden Fische den Hafenbereich meiden", sagt Behördensprecher Volker Dumann: "Uns liegen daher noch keine Meldungen über tote Fische vor."

Über die Ursachen dieses immer wieder auftauchenden Sauerstofflochs gibt es unterschiedliche Auffassungen. "Rettet die Elbe" macht vor allem die Elbvertiefungen und einen Mangel von Flachwasserzonen dafür verantwortlich. Das Bett der Alten Süderelbe zwischen Moorburg und Finkenwerder müsse daher wiederhergestellt werden, um einen besseren Durchfluss zu erreichen.

Die Umweltbehörde sieht die Elbvertiefung nur als "einen Faktor von vielen", wie Dumann sagt. Ursächlich für das Sauerstoffloch seien Algen, die sich wegen der besseren Wasserqualität vermehrt im Oberlauf bilden, absterben und im tiefen Hafen von Bakterien unter Sauerstoffverbrauch abgebaut werden würden. Je wärmer das Wasser, desto stärker sei der Abbauprozess. Aktuell sei die Temperatur auf 21 Grad gestiegen.