Noch ist die Nutzung der öffentlichen Anlagen kostenlos. Doch ein vom Senat eingesetzter Wirtschaftsprüfer will den Betrieb ausgliedern und der Stadt “neue Einnahmequellen“ erschließen.

Morgen um 18 Uhr treffen sich Hamburgs Sportvereine im Haus des Sports am Schlump zur jährlichen Mitgliederversammlung des Hamburger Sportbundes (HSB). Auf der Tagesordnung standen bislang Grußworte und Routine. Das hat sich jetzt geändert. Ein Gutachten des Wirtschaftsprüfers PriceWaterhouseCoopers sorgt im Verband für Aufregung. Der Hamburger Senat hatte es im September 2008 in Auftrag gegeben. Es geht dabei um die 151 öffentlichen Sportplätze.

Das Beratungsunternehmen empfiehlt, alle Managementaufgaben der Sportanlagen, wie Bau, Instandhaltung und Betrieb sowie Vergabe der Nutzungszeiten zu bündeln und in eine stadteigene oder private Gesellschaft auszugliedern. Neben Synergien sollten neue Einnahmequellen geschaffen werden. Die Strukturreform könnte bei zügigem Beginn bis Ende 2010 abgeschlossen werden. Am Mittwoch will PriceWaterhouseCoopers seinen Abschlussbericht vorlegen.

"Wir wehren uns nicht gegen sinnvolle Spar- und Optimierungsvorschläge. Wir befürchten nur, dass die Tür zu Gebühren für die Nutzung öffentlicher Sportanlagen wieder aufgestoßen werden soll", sagte HSB-Präsident Günter Ploß dem Abendblatt. Bisher dürfen die Vereine in Hamburg Sportstätten unentgeltlich nutzen. "Das ist ein zentrales und bewährtes Element der Hamburger Sportförderung. Wir werden uns mit aller Macht dafür einsetzen, dass es so bleibt", sagte Ploß. Der HSB vertritt rund 522 000 Mitglieder in 788 Vereinen und 54 Fachverbänden. In Hamburg gibt es neben den 151 öffentlichen Sportplätzen etwa 590 Sporthallen, die meisten stehen an Schulen.

Manfred Jäger (CDU) ist Sportstaatsrat. Der promovierte Jurist ist von dem Aufschrei des HSB überrascht. "Ob und wie die Vorschläge des Gutachters umgesetzt werden, steht doch gar nicht fest. Wir befinden uns in einem Prüfungsverfahren, in dem weiter viele Sachfragen zu klären sind", sagte Jäger dem Abendblatt, "am Ende entscheidet der politische Wille, welche Maßnahmen eingeleitet werden." Wie der aussehen könnte, sei offen. Jäger wies daraufhin, dass sich die heutigen Regierungsparteien CDU und GAL vor der Bürgerschaftswahl im Februar 2008 gegen Nutzungsgebühren für Sportanlagen ausgesprochen hätten. Bedenken sind zudem aus den Bezirken zu erwarten. Die regeln bisher den Sportbetrieb vor Ort.

Auf Wahlversprechen aber gibt im HSB niemand mehr etwas. Vor fünf Jahren hatte der damalige CDU-Senat gegen massiven Protest des HSB und seiner Verbände Hallengebühren beschlossen. Die sogenannte Sportsteuer wurde schließlich nach anderthalb Jahren Verhandlungen mit dem HSB im Zuge eines komplizierten Vertrages fallen gelassen, der Sportbund jedoch musste im Gegenzug jährlich auf bis zu 1,05 Millionen Euro Zuwendungen der Stadt verzichten. Der neue Sportfördervertrag, der mit diesem Jahr gilt, senkte die Summe auf 200 000 Euro. Weil der Senat aus dem Konjunkturprogamm der Bundesregierung zusätzlich rund 16 Millionen Euro in den nächsten vier Jahren für die Sanierung von Sportstätten bereitstellt, lobte Ploß zuletzt wiederholt die gute Zusammenarbeit mit Jäger und Sportsenatorin Karin von Welck (parteilos). Allerdings, klagen viele Vereine, seien die Sanierungsmaßnahmen erst zögerlich angelaufen. Einige Klubs fühlen sich darüber hinaus unzureichend berücksichtigt.

Aus der Opposition sind bislang verhaltene Töne zu hören. "Wir warnen davor, den Sport mit seinen vielfältigen gesellschaftlichen Aufgaben weiter zu belasten", sagte Juliane Timmermann, sportpolitische Sprecherin der SPD-Bürgerschaftsfraktion, "eine Bündelung der Ressourcen kann vorteilhaft für Sport und Stadt sein, sie muss nur mit dem HSB und nicht gegen ihn durchgeführt werden."

Anzahl der Großspielfelder

Quelle: Drucksache 19/3066 der Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg