Sozialbehörde macht Vorschlag zum Erhalt der Einrichtung in Wyk auf Föhr. In dem Heim können 600 benachteiligte Kinder kostenlos Urlaub machen.

Hamburg/Föhr. Die Kinderkuren der Rudolf-Ballin-Stiftung auf der Nordseeinsel Föhr scheinen vorerst gerettet. Gestern Abend sprach der Verwaltungsrat der Stiftung mit der Sozialbehörde über ein neues Finanzierungsmodell. Die Einrichtung soll künftig keine Pauschalzahlungen von der Stadt mehr erhalten, sondern Tagessätze. Über die Einzelheiten müssen sich beide Seiten nun noch verständigen.

Wie berichtet hatte Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) erwogen, das Angebot auf Wyk auf Föhr zu kippen. Schließlich ließen sich die städtischen Zuwendungen der Stadt von zwei Millionen Euro im Jahr einsparen. Scheele sah darin den Vorteil, dass lediglich eine Einrichtung von den Einsparungen betroffen ist und nicht gleich mehrere.

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Doch die Überlegungen stießen auf großen Protest. So gilt das Angebot der Ballin-Stiftung als vorbildlich. Pro Jahr können in dem Heim rund 600 Kinder aus benachteiligten Familien für vier Wochen kostenlos leben. Wenn Lehrer oder Sozialarbeiter eine gravierende Problemlage in der Familie feststellen, die Schulleistungen plötzlich absacken oder ein Schüler kaum mehr zum Unterricht erscheint, kann die Auszeit auf Föhr helfen, dem Kind oder Jugendlichen wieder Stabilität zu verleihen. In Abstimmung mit der Hamburger Schule arbeiten zwei Pädagogen individuelle Lernpläne für die Kinder aus. Dieses niedrigschwellige Angebot, in das keine weiteren Institutionen wie etwa Krankenkassen eingebunden sind, ist einzigartig in Deutschland.

In der Diskussion um das mögliche Aus des Kurheims haben sich zwischenzeitlich auch Schulärzte eingeschaltet. Aus ihrer Sicht sei eine Kürzung fatal, weil die Kuren fast ausschließlich Kindern aus sozial benachteiligten Familien zugutekämen, schrieben sie in einem Brief an Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD). Kinder aus solchen Familien würden häufiger krank als andere Kinder, und Vorsorgeuntersuchungen würden in diesen Familien seltener wahrgenommen.

Dass sich die Sozialbehörde nun auf die Rudolf-Ballin-Stiftung zubewegt hat, wertet Ulrike Muß, Vorstand der Stiftung, als positives Signal. "Wir freuen uns, dass die Behörde nach einem Weg sucht, wie wir unsere Arbeit fortführen können", sagte sie und bestätigte damit einen Bericht der "Bild"-Zeitung. Allerdings komme es nun darauf an, zu welchen Bedingungen. Bislang erfolgte die Bezahlung in Höhe von zwei Millionen Euro pauschal. Sie war zwar an Leistungskriterien gebunden, der Vorteil war aber, dass die Stiftung stets mit dem festen Betrag rechnen konnte.

Nun ist zu klären, ob das neue System der Tagessätze, die aus dem Etat der Hilfen zur Erziehung kommen, also den Leistungen, auf die betroffene Familien einen gesetzlichen Anspruch haben, ebenfalls Planungssicherheit bietet. Die Höhe der Tagessätze ist noch unklar. Sie müssen etwa die Kosten für Gebäude, Verpflegung und Personal enthalten. Ulrike Muß: "Wir müssen prüfen, ob das machbar ist im Sinne der Kinder." Bislang gebe es nur mündliche Zusagen zu der Umstellung. "Wir brauchen die Vorschläge schriftlich, damit wir in den kommenden Verhandlungen auch etwas Belastbares haben."