HHLA gibt Gewinnwarnung heraus und stellt geplante Investitionen auf den Prüfstand. Wachstum beim Containerumschlag stark gebremst

Hamburg. In den vergangenen beiden Jahren ging es im Hamburger Hafen rasant bergauf. Doch jetzt haben der Konjunkturabschwung in Europa und Probleme im Asienverkehr das Herzstück der heimischen Wirtschaft erreicht. Die HHLA, das größte deutsche Umschlagunternehmen, musste gestern zum zweiten Mal in diesem Jahr eine Gewinnwarnung herausgeben. Der operative Überschuss werde 2012 zwischen 170 und 190 Millionen Euro betragen, hieß es. Bisher waren mindestens 200 Millionen Euro eingeplant. Der Containerumschlag werde nicht um die geplanten fünf Prozent zulegen, sondern lediglich das Niveau des Vorjahres mit rund sieben Millionen Standardcontainern erreichen. Die Abwärtsrisiken hätten deutlich zugenommen, so das Unternehmen.

+++ Containerumschlag sinkt – HHLA senkt erneut Prognose +++

+++ Der Wirtschaftsabschwung erreicht den Hamburger Hafen +++

Deshalb will die HHLA auch ihre Investitionen in Höhe von 250 Millionen Euro in diesem Jahr nochmals überdenken und möglicherweise Vorhaben zeitlich strecken. Die Aktie sank gestern um 8,2 Prozent auf 17,34 Euro. Pikant am Rande: Erst kürzlich wurde bekannt, dass der HHLA-Vorstand mit dem Vorsitzenden Klaus-Dieter Peters sein System zur Ermittlung der Vorstandsgehälter umgebaut und weniger gewinnabhängig gemacht hat. Der andere große Hamburger Hafenbetrieb Eurogate spürt auch, dass die Lage schwieriger wird. "Aber wir werden unseren Plan einhalten", sagte Eurogate-Sprecherin Corinna Romke.

Die weltweit nachlassende Konjunktur strahlt auf den gesamten Hamburger Hafen aus. Während der Containerumschlag hier im Vorjahr noch um satte 14 Prozent zugelegt hatte,erwartet Jens Meier, Chef der Hamburger Hafenverwaltung HPA, für 2012 derzeit nur ein Wachstum von bis zu fünf Prozent. Allerdings gibt es selbst bei dieser Prognose einige Unwägbarkeiten. "Die Umschlagsentwicklung im Sommer wird wichtig", sagte der Geschäftsführer dem Abendblatt. Zudem lasse sich nur schwer voraussagen, welche Folgen die Euro-Krise für die Realwirtschaft weltweit in den kommenden Monaten noch habe. Hafenkenner, die namentlich nicht genannt werden wollen, gehen bereits von einem "Nullwachstum" im Hafen für das Gesamtjahr 2012 aus. Doch Meier will solche Aussagen nicht kommentieren. Das wäre Kaffeesatzleserei, sagt er.

Auch die Schifffahrt spürt die Folgen der Krise. Laut einer Studie der Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) haben sich Hoffnungen auf einen Aufschwung bei den Reedern als verfrüht erwiesen. Und die Perspektiven für 2013 sind verhalten. So bezweifelt derzeit eine Mehrheit der 101 befragten Betriebe (56 Prozent), dass sich die Marktbedingungen in naher Zukunft verbessern. Mehr als 80 Prozent sind zudem der Ansicht, dass "etliche deutsche Reedereien das nächste Jahr nicht überstehen" werden. Bereits in den vergangenen zwölf Monaten musste mehr als jeder zweite (53 Prozent) Reeder Investitionen verschieben; erwartet hatten dies nur 28 Prozent. Ein Drittel der Reedereien sah sich zudem dazu gezwungen, einen Teil der Flotte vorübergehend außer Dienst zu stellen. Die Hamburger Großreederei Hapag-Lloyd ist dagegen noch gelassen. Sie konnte ihr Transportvolumen im ersten Quartal nach eigenen Angaben um 10,5 Prozent erhöhen. Die Zahlen der Reederei für das zweite Quartal liegen allerdings noch nicht vor.

"Deutschland kann sich von der Entwicklung im Euro-Raum nicht dauerhaft abkoppeln", sagte Henning Vöpel vom Hamburgischen WirtschaftsForschungsInstitut (HWWI) dem Abendblatt. Es gebe auch für Hamburg derzeit weniger positive Impulse vom Außenhandel. Betroffen davon sei vor allem die Logistikbranche, zu der auch der Hafen gehört. Hamburgs Außenhändler würden darunter leiden, dass die Konjunktur in den wichtigen Abnehmerländern für "made in Germany", China und Brasilien, schwächer werde. "Die Skepsis bezüglich der Zukunft nimmt im Hamburger Groß- und Außenhandel zu", bestätigte auch Volker Tschirch, Hauptgeschäftsführer vom Unternehmensverband AGA. "Die Aussichten trüben sich in der Branche ein."

Dellen im Asiengeschäft bestätigen die Analysten von SRH AlsterResearch. "Für alle Hafenbetreiber am Standort Hamburg zusammen gingen die Containerumschlagmengen aus den China- und den Südostasienverkehren im ersten Quartal 2012 erstmals seit dem ersten Quartal 2010 zurück", so SRH.Dennoch stufen die SRH-Analysten die HHLA weiterhin mit "Kaufen" ein.Allerdings haben sie gestern ihr Kursziel für das Papier von 35 auf 30 Euro heruntergesetzt. Im Verkehr mit China betrug das Minus der HHLA im ersten Quartal 5,7 Prozent, mit Malaysia 5,9 und mit Singapur sogar 13,3 Prozent. Und die Konjunkturaussichten fürAsien sind bis zum Ende des Jahresalles andere als gut.