Hamburg will den Aufbau einer Versorgung mit verflüssigtem Erdgas LNG vorantreiben. So wird auch die Fahrt auf dem Wasser sauberer.

Hamburg. Die Luft in Hamburg soll sauberer werden. Viele offizielle Stellen in der Stadt arbeiten an diesem hehren Ziel, auch die Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA). Seeschiffe müssen vom Jahr 2015 an in bestimmten Fahrtgebieten wie der Ostsee und der Nordsee strengere Grenzwerte für den Schadstoffgehalt ihrer Abgase erfüllen. Der Ausstoß vor allem von Schwefeldioxid und von Stickoxiden soll dadurch deutlich gesenkt werden.

Mehr als ein Drittel der Emissionen von Stickoxiden in der Hansestadt und von rund 17 Prozent beim Feinstaub rechnet die Umweltbehörde der Schifffahrt zu. Um diese Werte zu senken, müssen für die Revierfahrt auf der Elbe wie auch für die Liegezeiten im Hafen neue Energiequellen für die Hauptantriebe und die Stromversorgung gefunden werden. "Die Port Authority will den Rahmen dafür schaffen, dass ein Betreiber im Hamburger Hafen bis 2015 eine Infrastruktur für die Versorgung mit verflüssigtem Erdgas aufbauen kann", sagte Lutz Birke, Leiter der Abteilung Hafenstrategie bei der HPA, gestern bei einem Fachgespräch.

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Tiefgekühltes und verflüssigtes Erdgas, sogenanntes LNG, ist einer der möglichen Kraftstoffe, mit dem Seeschiffe künftig die strengeren Abgasrichtlinien der Internationalen Schifffahrtsorganisation (IMO) erfüllen können. Eine Alternative ist schwefelarmer Marinedieselbrennstoff (MGO). In den Häfen lässt sich die Bordelektrik von Schiffen obendrein auch mit Landanschlüssen an das Stromnetz versorgen. Bislang hat sich in den international wichtigen Häfen noch kein bestimmtes System etabliert. Der Grund dafür sind hohe Anfangsinvestitionen, die sowohl von den Reedereien wie auch von Unternehmen in den Häfen geleistet werden müssen.

Der Germanische Lloyd (GL) hat bereits zahlreiche Untersuchungen zu diesem Thema betrieben. Die Experten des in Hamburg ansässigen, weltweit tätigen Zertifizierungsunternehmens favorisieren LNG als schadstoffärmeren Brennstoff für Schiffe. "Die Preisbildung beim LNG ist zwar uneinheitlich, weil es keinen Weltmarkt dafür gibt", sagte Pierre Sames, Chef der Forschungsabteilung beim GL. "Wir glauben aber, dass LNG in der Gesamtbetrachtung günstiger ist als schwefelarmer Marinediesel und das auch bleiben wird." Ein Erdgasantrieb für Schiffe sei zudem flexibler als eine Landstromversorgung. "LNG kann man auf See und im Hafen nutzen, einen Landstromanschluss nicht", sagte Sames.

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Durch den Einsatz von Erdgas lasse sich der Ausstoß von Stickoxiden im Vergleich zum Diesel um rund 80 Prozent senken, beim klimarelevanten Spurengas Kohlendioxid seien es etwa 20 Prozent, sagte der GL-Experte. Der Ausstoß von Schwefeldioxid und Feinstaub entfalle bei der Nutzung von Erdgas praktisch komplett.

Welches System für ein Schiff besser ist, hängt allerdings entscheidend von dessen Typ, Einsatzzweck und Fahrtgebiet ab. Auch Kreuzfahrtschiffe könnten - ebenso wie Frachter oder Spezialschiffe - mit LNG angetrieben und versorgt werden. Ihr Strombedarf reicht aber mit mehreren Tausend Passagieren und Besatzung leicht an den einer Kleinstadt heran. Landstromanschlüsse könnten für die Luxusliner daher besser geeignet sein als die Verbrennung von Erdgas in den bordeigenen Stromgeneratoren.

Die HPA konzentriert sich bei ihren Vorbereitungen für eine Versorgung mit flüssigem Erdgas derzeit vor allem auf die Zubringerverkehre für den Containertransport, die sogenannten Feederschiffe. "Innerhalb einer Woche gibt es 154 Abfahrten von Feederschiffen aus Hamburg in die Nordsee und in die Ostsee", sagte Lutz Birke von der HPA. "Diese Dienste bieten das ganze Jahr hindurch einen stetigen Verkehr für den Hamburger Hafen. Das ist wichtig für die Auslastung eines LNG-Terminals." Eine Infrastruktur für einen relativ sauberen Brennstoff sei auch ein Vorteil im Wettbewerb zwischen den Häfen einer Region: "Die Reedereien sehen sehr genau, welche Städte hier vorangehen." Verflüssigtes Erdgas hat aus Sicht der HPA zudem den Vorteil, dass sich damit auch Landfahrzeuge wie etwa Lastwagen oder Containerstapler betreiben ließen. "Dadurch könnten die Emissionen im Hafen noch zusätzlich gesenkt werden", sagte Birke.

Letztlich allerdings muss die Wirtschaft die nötigen Investitionen organisieren, um eine Station für die LNG-Versorgung und den Service mit Tankschiffen aufzubauen. Infrage kämen dafür wohl vor allem Unternehmen, die in und am Hamburger Hafen bereits Tanklager betreiben wie etwa die Logistikdienstleister Vopak und Oiltanking oder der Mineralölkonzern Shell. "Wir können die Einrichtung eines LNG-Terminals unterstützen, vor allem bei den Rahmenbedingungen für die Genehmigung", sagte Birke. "Wir können solche Anlagen aber nicht selbst aufbauen oder betreiben."