Die Hamburger Umweltbehörde verweigert die Genehmigung für Fahrten auf der Alster. Betreiber der “Solaris“ sprechen von Arroganz.

Hamburg. Inzwischen muss auch Mikel Moon grinsen, wenn er an die letzte Fahrt der "Solaris" auf der Alster denkt. Ein mit einem Verbrennungsmotor betriebenes Boot zog das Solarschiff zur Rathausschleuse, damit es auf die Elbe gelangte. "Dabei hätten wir auch aus eigener Kraft fahren können, ohne auch nur ein Gramm Kohlendioxid zu erzeugen", sagt Moon, Vorstand des Umweltvereins Green Life, der die "Solaris" betreibt. Aber dafür hatte er keine Genehmigung. Die Wasserschutzpolizei stoppte die Crew am Montag vergangener Woche, kurz nachdem sie im Stadtpark abgelegt hatte.

Noch vor einem Jahr war die "Solaris" auf der Alster gern gesehen. Da war Hamburg die Umwelthauptstadt Europas, und die "Solaris" stand für den schonenden Umgang mit Ressourcen. Sie sollte zeigen, dass es Alternativen gibt zu fossilen Brennstoffen. Die ehrenamtlichen Helfer des Vereins schipperten in ihrer Freizeit mit Interessierten lautlos über die Alster. Dafür bekamen sie eine Ausnahmegenehmigung der zuständigen Umweltbehörde. Doch die Genehmigung war lediglich an Hamburgs Jahr als Umwelthauptstadt gekoppelt. Am 31. Oktober vergangenen Jahres war Schluss.

"Wir mussten uns einen neuen Liegeplatz suchen und durften nicht mehr mit dem durch Sonnenenergie betriebenen Motor fahren", sagt Mikel Moon. Dennoch wollten Moon und seine Mitstreiter weiterhin Informationstouren mit dem sieben Meter langen, 2,50 Meter breiten und für zwölf Passagiere zugelassenen Boot unternehmen. "Wir haben dann vier Leuten Paddel in die Hand gedrückt und uns rudernd auf der Alster bewegt." Moon sagt, dass sonst eine Strafe von bis zu 50 000 Euro gedroht hätte.

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Er versteht nicht, warum es keine weitere Erlaubnis für die Fahrt auf der Alster gab. "Im vergangenen Jahr wollte die Umweltbehörde noch gut aussehen mit unserem Projekt", beklagt Moon. Damals, als Hamburg im Jahr der Umwelthauptstadt noch im Fokus stand. "Man hätte sich aber auch heute noch mit uns schmücken können, uns meinetwegen auch imagemäßig nutzen können." Doch stattdessen gab es seitens der Stadt keine weitere Unterstützung mehr. "Uns schlug nur noch eine arrogante Haltung der Umweltbehörde entgegen."

Schließlich gaben die Betreiber auf. Sie bekamen eine Genehmigung, die "Solaris" auf dem Ruppiner See in Brandenburg fahren zu lassen. So unbeliebt, wie das Solarboot bei der Umweltbehörde war, dürfte es wohl kein Problem sein, die Stadt zu verlassen, dachte sich Moon. Um das Boot aus dem Wasser auf einen Transporter zu heben, musste es auf die Elbe nach Entenwerder. Eine letzte, natürlich emissionsfreie Fahrt über die Alster zur Rathausschleuse war dafür nötig. "Wir haben einfach nicht gedacht, dass wir dafür eine Genehmigung brauchen."

Das sollte sich schnell als Fehler herausstellen. Als die Crew Anfang vergangener Woche von ihrem Liegeplatz am Stadtpark ablegte, stoppten Beamte der Wasserschutzpolizei die "Solaris" und verlangten die Genehmigung zu sehen. "Als die Crew diese nicht vorweisen konnte, ging es in Geleitschutz der Wasserschutzpolizei zurück zum Liegeplatz. "Das war absurd", sagt Mikel Moon. "Wir hatten keine Genehmigung für den Liegeplatz, wir durften aber gleichzeitig die Alster nicht verlassen."

Die einzige Möglichkeit, um noch am selben Tag die Alster zu verlassen, sahen die Macher von Green Life darin, sich von der Alster schleppen zu lassen. Ein Bootsverleiher, der eine Genehmigung für Benzinmotorfahrten auf der Alster besitzt, zog das Solarboot schließlich zur Schleuse. "Das ist doch irrwitzig. Die Umweltbehörde hat uns gezwungen, die Alster und die Umwelt mit einem Benzinmotor zu verschmutzen", sagt Moon.

Dem widerspricht Frank Krippner, Sprecher der Behörde. "Wir hätten der ,Solaris' eine Einzelfallerlaubnis für die Fahrt von der Alster gegeben. Sie wurde aber nicht beantragt." Die Behörde hätte diese Erlaubnis sogar noch vormittags ausstellen können. Auf die Frage, warum ein umweltfreundliches Boot wie die "Solaris" nicht grundsätzlich auf der Alster fahren darf, führt Krippner die sogenannte Alsterschifffahrtsverordnung ins Feld. Danach dürfen lediglich "maschinengetriebene Fahrzeuge" auf der Alster fahren, die unter anderem als Bergungsboot eingesetzt werden können. Krippner: "Das ist hier nicht der Fall gewesen." Zudem soll die Zahl der motorgetrieben Boote begrenzt werden, damit die Alster weiterhin als Naherholungsgebiet geschützt bleibt.

Für Mikel Moon bleibt aber ein bitterer Nachgeschmack. Ein trauriger Abschied sei das. "Es tut uns leid für alle Bürger, insbesondere für alle Kinder, die so viel Spaß auf dem Boot hatten, denen wir so viele Dinge über unsere Umwelt vermitteln konnten." Das passiert nun in Brandenburg.