Stellingen. Für regelmäßige Leser dieser Kolumne kommt hier ein kurzer, sachdienlicher Hinweis: Das Tier, um das es heute geht, ist KEIN Goldaguti, wie vergangene Woche angekündigt. Zum ersten Mal in knapp drei Jahren mit mittlerweile 133 Tieren ist es passiert, dass die vorgesehene Tierart in der Zwischenzeit vom Tierpark abgegeben wurde. Und um Ihnen nicht zu erzählen, was für spannende Wesen Sie hätten sehen können, hätten Sie bloß früher davon gewusst, habe ich mich auf die Suche nach einem adäquaten Goldaguti-Double gemacht. So kann ich Ihnen heute den Gewöhnlichen Degu bieten. Ganz entfernt sehen sich die beiden ähnlich - und immerhin sind beide Südamerikaner.

Damit hört es dann aber auch schon auf. Definitiv bekannter, gerade bei Haustierfreunden, ist der Degu. Das Nagetier, das zur Gattung der Strauchratten (nicht zu verwechseln mit Strauchdieben) zählt und ein Meerschweinchen- und Stachelschweinverwandter ist, erfreut sich seit Ende des 20. Jahrhunderts in Kinderzimmern großer Beliebtheit. Nachdem es als Labortier seine weltweite Verbreitung antrat.

In ihrer Heimat Chile leben die 17 Zentimeter langen und bis 300 Gramm schweren Tiere mit dem gelblich-braunen Fell in Familienverbänden im halbtrockenen Strauchland. Ihre tagaktive Lebensweise ist ein eindeutiger Vorteil für eine Haltung als Haustier - wenn man nicht auf nächtlich quietschende Hamsterräder steht. "Als Nagetiere benötigen auch Degus jedoch genügend Holz, für ihre Zähne", sagt Tobias Taraba. Der Tierpfleger im Vogelrevier ist für die Degus zuständig - denn diese sind Untermieter bei den Grünflügelaras.

Eines der 30 Tiere, die sich gemeinsam mit den Wildmeerschweinchen die Parterrewohnung, sozusagen, im Arahaus teilen, ist Diego. Possierlich, wieselflink und mit bestechend dunklen Knopfaugen sind Ähnlichkeiten mit lebenden Fußballspielern unübersehbar. Und sportlich sind Diego und seine Verwandten auch, verrät Taraba: "Die Degus klettern gerne die Äste ihres Geheges hoch. Und einer hat schon einmal auf meiner Schubkarre gesessen, kaum, dass ich sie reingeschoben hatte."

Nach einem Ball hat das neugierige Tier dort sicherlich nicht gesucht. Eher nach etwas Essbares. "Die Pflanzenfresser bekommen eine reine Gemüseauswahl von uns, etwa Möhren, Rote Bete und Salat", sagt Taraba. Dazu kommen regelmäßig frische Äste, zum Zernagen. Damit scheinen die Degus zufrieden zu sein, denn sie vermehren sich bestens, erzählt ihr Tierpfleger: "Tunnelsysteme wie im Freiland bauen sie für sich und ihre Familienmitglieder aber nicht, sondern ziehen sich bei uns in einen kleinen Steinhaufen in einer Ecke ihres Geheges zurück."

Zurückgezogen hat sich Diego übrigens auch einmal auf besondere Weise: in Hamburgs Kanalisation. "Im Teich haben wir einen Stöpsel im Abfluss, der ein hohles Rohr ist. In das ist er reingeklettert und damit ins Abflussrohr gelangt", erzählt Tobias Taraba. Zum Glück gefiel es dem Nager dort wohl nicht allzu gut: Er kletterte zurück ins Gehege. Seitdem ist das Rohr mit einem Netz verschlossen.

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