Senat muss im Elbphilharmonie-Streit klar entscheiden - sonst beschädigt er sich selbst

Wie enorm groß das Interesse der Hamburger an der Elbphilharmonie ist, zeigt sich immer dann, wenn Karten für deren Besichtigung vergeben werden. Es dauert nur Augenblicke, dann sind die Tickets weg. Führungen sind Wochen im Voraus ausverkauft, die Nachfrage übersteigt das Angebot seit Langem um ein Vielfaches. Und wer es geschafft hat in das Innere der Unfertigen, der ist meist so atemlos wie begeistert.

Ja, viele Hamburger wollen dieses Bauwerk, ja, nicht wenige zeigen schon jetzt stolz die imposante Hülle ihren Gästen aus anderen Bundesländern oder Teilen der Welt. Und, ja zum dritten Mal, die folkloristische Züge tragende Auseinandersetzung um die Elbphilharmonie hatte teilweise etwas Unterhaltsames, spannenden Gesprächsstoff bot sie sowieso.

Nun reicht es aber!

Hamburg braucht nach unzähligen Streitereien, Fristen und Fristverlängerungen endlich eine Entscheidung, die diesen Namen wirklich verdient. Mehr noch: Alles ist besser als dieses unwürdige Hin und Her, diese Lächerlichmachung der zweitgrößten deutschen Stadt fortzusetzen. Wenn es einen Moment gab, in dem in Hamburg vernünftig regiert beziehungsweise reagiert werden muss, dann ist er gekommen.

Es klingt vermessen, angesichts der Komplexität der Verträge und der Akteure, die am Bau der Elbphilharmonie beteiligt sind, und die sich etwa so gut verstehen wie die Fans von Borussia Dortmund und Schalke 04, jetzt eine Lösung zu verlangen. Aber es gibt keine Alternative dazu, wenn man die Akzeptanz des gut gemeinten (und schlecht vorbereiteten) Projekts nicht noch zerstören will. Der Spruch vom Ende mit Schrecken, der einem lieber ist als ein Schrecken ohne Ende, klingt abgegriffen, und trifft doch in diesem besonderen Fall voll zu. Es muss Schluss sein, so oder so, und zwar in dieser Woche. Ein neues Ultimatum, weitere Gespräche, runde Tische, was auch immer, wären peinlich - und würden an der Handlungsfähigkeit des Senates erstmals, aber nachhaltig Zweifel entstehen lassen.

Die kann, die wird sich Bürgermeister Olaf Scholz nicht erlauben. Denn auch er weiß: Es gibt keinen Weg zurück. Die Elbphilharmonie wird kommen, und sie wird das Bild von Hamburg noch stärker prägen, als sie es jetzt, so unfertig und doch so eindrucksvoll, schon tut. Und spätestens mit dem Tag der Eröffnung werden viele der Querelen, über die aktuell gestritten wird, vergessen sein.

Wenn, ja wenn, die seit Monaten anhaltende Krise tatsächlich ein für alle Mal gelöst wird. Ob nun über eine Einigung in letzter Minute oder über eine Trennung der Vertragspartner spielt eine untergeordnete Rolle. Die Hamburger, zumindest jene, die nach wie vor hinter dem Projekt stehen, sind es leid, weder Fortschritte noch eine Richtung erkennen zu können. Sie haben große Geduld bewiesen, sie werden viel mehr (Steuer-)Geld in die Elbphilharmonie investieren als jemals geplant. Jetzt haben Sie ein Recht auf Klarheit.

Transparenz ist die größte Schwäche in der Causa Elbphilharmonie, vielleicht war sie es von Anfang an. Wer mit den Beteiligten, also jenen, die sich auskennen müssten, spricht, hat teilweise den Eindruck, man würde über verschiedene Baustellen reden. Selbst die, die sich intensiv mit der Materie beschäftigt haben, geben zu, den Überblick verloren zu haben. Auch deswegen muss es jetzt einen, gern auch harten Einschnitt geben: Damit sich alle, die sich für die Elbphilharmonie interessieren, auf einen gemeinsamen Stand einigen können, auf eine Plattform von Beschlüssen, die möglichst viele in den nächsten Wochen nachvollziehen können.

Am besten wäre es, wenn es Ende der Woche einen verlässlichen Zeitplan mit den wichtigsten Schritten bis hin zu einer Eröffnung gebe, die sich wenigstens auf ein Jahr (!) datieren ließe. Oder eben einen Zeitplan, der die Trennung der Beteiligten und die daraus entstehenden Folgen dokumentiert. Und, wenn wir schon dabei sind: Vielleicht lässt sich an der Zahl der Führungen noch etwas machen ...