Die Hoheluftchaussee ist voller Gegensätze: Die rechte Ladenzeile stadtauswärts floriert, auf der linken geht's bergab

Hoheluft-Ost/West. Die Hoheluftchaussee: eine Straße, zwei Gesichter, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während sich auf der einen Straßenseite die Kunden drängen und sich ein gut laufendes Geschäft an das nächste reiht, gehen gegenüber mehr und mehr die Lichter aus. In vielen Fenstern hängen Schilder mit dem Hinweis "zu verkaufen" oder "zu vermieten". Die "gute Seite" ist rechts, stadtauswärts gesehen. Die linke Seite wirkt dagegen oft wie ausgestorben. Aktuell stehen hier 14 Geschäfte leer, teilweise sind es gleich drei nebeneinander. Eine Entwicklung, die sich in den vergangenen Monaten beschleunigt hat.

Die Gründe, warum sich die beiden Seiten der Hoheluftchaussee derzeit so unterschiedlich entwickeln, scheinen vielfältig: Mietenentwicklung, Größe der Ladenflächen, Sanierungsbedarf oder Branchenmix werden oft genannt. Wolfgang Linnekogel, 62, ist Geschäftsführer der Fachverbände des Hamburger Einzelhandels. Er schätzt die Situation an der Hoheluftchaussee als sehr problematisch ein: "Der Ladenleerstand ist Gift für den Einzelhandel. Das ist wie eine Krebserkrankung, die sich immer weiter ausbreitet. Ein Laden infiziert sich beim anderen. Wenn so eine Situation entsteht, ist das gefährlich für eine Straße."

Margaret Schierloh vom Lichthaus Friedrich Hass ist Einzelhändlerin auf der linken Seite der Hoheluftchaussee. "Als ich hier vor 42 Jahren begonnen habe, war es genau andersrum", sagt sie. "Diese Seite war besonders beliebt und die andere nicht." Sie vermutet, dass der Leerstand etwas mit den steigenden Mieten zu tun hat. "Für meinen Laden ist die Situation jedenfalls inzwischen problematisch", sagt sie.

Beispiel Hoheluftchaussee 41: Das Gebäude auf der linken Seite steht seit Oktober leer. "Was die Wohnflächen betrifft, können wir uns nicht beschweren, das Interesse ist groß. Für die Gewerbeflächen hingegen ist die Nachfrage gering", sagt eine Mitarbeiterin von Marion Gustafsen Immobilienverwaltung. "Vermutlich schrecken potenzielle Mieter vor den leeren, nicht dekorierten Flächen zurück und gehen direkt auf die andere Seite. Außerdem gibt es gerade auf der linken Seite besonders viele kleinere Ladenflächen", mutmaßt sie. Für das 50-Quadratmeter-Geschäft in dem Gebäude beträgt die Monatsmiete 1020 Euro.

Das Bezirksamt Eimsbüttel liefert eine andere Erklärung: "Auf der rechten Straßenseite haben die Eigentümer in den vergangenen Jahren umfangreich saniert, was für dort ansässige sowie auch für potenzielle Geschäftsinhaber natürlich durchaus attraktiv wirken kann", sagt Aileen Röpcke, Sprecherin des Bezirksamts. Diese Renovierungen seien auf der linken Seite in diesem Ausmaß nicht erfolgt, sie wären aber Sache der Eigentümer, so Röpcke weiter.

Wolfgang Linnekogel vom Einzelhandelsverband bekräftigt diese Aussage: "Aus dem Überangebot an freien Flächen auf der linken Seite der Hoheluftchaussee entwickelt sich ein Teufelskreis. Veralten die Läden optisch, führt das schnell dazu, dass viele Kunden sich für die modernen, gut erhaltenen Läden entscheiden und weg sind."

Inzwischen befürchten mehrere Ladenbesitzer auf der linken Seite den Abriss einiger älterer Häuser. "Es gibt entsprechende Gerüchte", sagt eine Geschäftsfrau. Sie meint, dass die Eigentümer deshalb nur noch befristete Mietverträge vergeben würden. Im Bezirksamt ist davon allerdings nichts bekannt.

Viele Kunden sehen die Ursache der Probleme indes im Branchenmix: "Auf der rechten Straßenseite sind viele große Läden. Budni und Edeka sind nebeneinander, das ist einfach praktisch", sagt Leonie P., 20. Kundin Petra Seele, 68, meint: "Ich nutze zwar auch die linke Seite und kaufe dort in einem kleinen Haushaltswarenladen. Trotzdem ist die linke Seite eine Katastrophe."