Die Vorsorge gegen die Schweinegrippe war berechtigt

Hat der Staat wieder mal Millionensummen versenkt? In diesen Tagen werden Impfstoffe in Massen, deren Haltbarkeitsdatum überschritten ist, vernichtet. Impfstoffe gegen die Schweinegrippe, einst bezahlt vom Steuerzahler wie jetzt die Vernichtung. Ein hoher Preis für Hysterie und eine von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geschürte Angst? So könnte man meinen. Doch ein solch hartes Urteil geht an der Wirklichkeit vorbei.

Heute, gut zwei Jahre nachdem die WHO den Pandemiefall ausgerufen hat, wissen wir: Die Viren vom Typ H1N1 waren harmlos - im Vergleich zu den Erregern der "normalen" Grippe, der allein in Deutschland 8000 Menschen oder mehr in jedem Winter zum Opfer fallen. Für die schlimmsten Befürchtungen gab es aber zwei gute Gründe: Bei der ersten Grippewelle in Mexiko starben fünf von 100 Erkrankten, und alle Experten waren sich einig: Die Verbreitung der Viren um den Globus ist nicht zu stoppen. Niemand weiß, warum die Erreger auf ihrem weiteren Weg weit weniger tödlich waren. In Deutschland starben 258 Menschen am Schweinegrippe-Virus, weltweit über 18 400.

Heute sind wir klüger. Und die WHO wäre gut beraten, beim nächsten Mal vorsichtiger zu sein. Aber nach der ersten tödlichen Grippewelle wusste das niemand. Jeder Politiker mit Verantwortung musste mit dem Schlimmsten rechnen - und genau dafür Vorsorge treffen. Die verbindliche Bestellung von Impfstoffen, deren Produktion Monate dauert, war deshalb so richtig wie die Aufforderung, sich impfen zu lassen. So richtig wie Luftschutzsirenen, die heulen, wenn tödliche Geschosse im Anflug sind, wie regelmäßig in Israel. Wenn der Angriff glimpflich ausgeht - und alle können dann glücklich sein -, heißt das nicht, die Warnung hätte man sich sparen können.

So war es auch bei der Schweinegrippe. Unsere Politiker machen viele Fehler. Ihre Bestellung der Impfstoffe war keiner. Seien wir froh, dass viele Ampullen jetzt im Müll landen können und nicht alle verimpft werden mussten. Im schlimmsten Fall hätten die Vorräte wahrscheinlich nicht mal für alle gereicht, die einen Schutz vor den Viren verlangt hätten - wenn das Virus in Deutschland genauso tödlich gewesen wäre wie in Mexiko.