Gloria Boateng hat SchlauFox gegründet, um benachteiligten Schülern zu helfen. Jetzt bekommt sie eine Auszeichnung der Bundesregierung.

Hamburg. Zum ersten Mal hat sie es gemacht, als sie selbst noch Schülerin war. "Ich ging in die zehnte Klasse und habe zwei Hauptschüler zum Schulabschluss begleitet", erzählt Gloria Boateng. Das Modell funktionierte. Die beiden kamen durch. "Es geht nicht darum, dass die Kinder es nicht können. Es geht darum, dass sie nicht an sich glauben und die anderen um sie herum auch nicht", sagt die gebürtige Ghanaerin heute. Inzwischen ist sie 32 Jahre alt und angehende Lehrerin. Aus der Idee von damals ist der Verein SchlauFox entstanden, der Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Familien unterstützt. Kommenden Mittwoch bekommt die Hamburgerin die Integrationsmedaille der Bundesregierung - als Einzige aus dem Norden.

Im vergangenen Jahr hatte die Integrationsbeauftragte, Staatsministerin Maria Böhmer, zum ersten Mal acht Bürger im Berliner Bundeskanzleramt ausgezeichnet, "die sich durch herausragendes persönliches Engagement um die Integration verdient gemacht haben". Die Vorschläge für die Kandidaten machen die Fraktionen des Bundestags, daraus werden die acht Preisträger ausgewählt. Kriterium ist, dass das Engagement für Integration modellhaft und nachhaltig ist. Gloria Boateng wurde von der Hamburger SPD-Parlamentarierin Aydan Özoguz vorgeschlagen.

+++ Das berichten die Stadtteilreporter über Gloria Boateng +++

"Ich freue mich natürlich sehr. Das ist schon eine besondere Ehre", sagt die Referendarin aus Bahrenfeld, die Deutsch und Technik unterrichtet. Während ihres Studiums hatte sie den Verein SchlauFox gemeinsam mit acht anderen Studenten aus unterschiedlichen Nationen und Fachbereichen gegründet. "Wir helfen Schülern mit schlechteren Startbedingungen, ihre Perspektiven zu verbessern."

Gloria Boateng weiß, wovon sie spricht. Sie war als Zehnjährige nach Deutschland gekommen und wuchs bei einer Pflegefamilie nördlich von Hamburg auf. "Ich hatte damals große Schwierigkeiten", sagt die Mutter einer elfjährigen Tochter. Aber sie habe viele Menschen gehabt, die sie unterstützt haben. "Und die an mich geglaubt haben." Sie machte Abitur, wurde zunächst Fremdsprachenkorrespondentin und fing 2002 an, auf Lehramt zu studieren. "Mein Traumberuf."

Parallel engagiert sie sich als Erste Vorsitzende bei SchlauFox. Inzwischen hat der Verein 30 ehrenamtliche Helfer, fünf Projektbereiche sind entstanden. Besonders erfolgreich ist "Jedem einen Abschluss", ein Projekt, bei dem Schüler über zwei Jahre individuell betreut werden. Bei einem Pilotprojekt an der Stadtteilschule Stellingen haben außer einem alle von SchlauFox betreuten Schüler ihren Abschluss geschafft. "Einige haben sogar eine Realschulempfehlung bekommen", sagt Boateng stolz. Außerdem veranstaltete der Verein Ferienprogramme, kümmert sich um Studenten mit Migrationshintergrund und hat ein Projekt zur Ernährungserziehung. Finanziert wird die Arbeit mit Spenden.

Im Frühjahr hatte SchlauFox schon die Hamburger Tulpe 2011 für interkulturellen Gemeinsinn bekommen. Gerade wurde SchlauFox aus mehr als 1300 Projekten als eine von 52 Bildungsideen für einen bundesweiten Wettbewerb ausgewählt. Im April wird Bundesbildungsministerin Annette Schawan (CDU) den Preis übergeben. "Es ist ein gutes Gefühl zu merken, dass unsere Arbeit anerkannt wird", sagt Gloria Boateng und strahlt. Für das nächste Jahr hat sie sich etwas ganz Praktisches vorgenommen. "Wir brauchen dringend ein neues Büro als feste Anlaufstelle für unseren Verein." Derzeit darf SchlauFox einen Raum an der Universität mitnutzen. "Wir brauchen größere Räume, um mehr Schüler unterstützen zu können. Die Nachfrage ist riesig."