Haltestelle “Chicago Square“ in Hamburg wäre Entgleisung

In der Sache hat Bürgermeister Olaf Scholz recht - er will das Hamburger U-Bahn-Netz über die geplanten Haltestellen in der HafenCity in Richtung Elbbrücken verlängern. Mit dem möglichen Namen der weiteren U-4-Station aber liegt der SPD-Politiker neben der Spur, wenn er für sie den Namen "Chicago Square" vorschlägt.

Für einen Platz inmitten von Hamburg ist das eine sprachliche Entgleisung. Und dass der Square in der Hafen City liegen wird, macht die Sache auch nicht besser. Nun ist der Chicago Square keine kosmopolitische Eingebung des Bürgermeisters, sondern fußt auf der Idee des ehemaligen Stadtentwicklungssenators Michael Freytag (CDU). Er hoffte, an dieser Stelle den architektonischen Geist der US-Metropole an die Elbe zu holen. Doch ein Square macht noch keine Weltstadt.

Ganz im Gegenteil zeigt sich mit dieser Namensgebung einmal mehr, wie provinziell das Weltstadtgehabe Hamburgs mitunter daherkommt. Jedes Dorf gibt sich weltläufig, wenn es die Kirmes zum Event aufbläst, jede Klitsche spielt Weltunternehmen, wenn sie nur noch aus CEOs, Senior- und Content-Managern besteht. Nur wirkt das nicht international, sondern albern. Wahre Größe zeigt mehr Selbstbewusstsein: Barcelona hat seine "Ramblas", Paris das "Centre Pompidou", Kopenhagen ein "Koncerthuset". Von Touristen, die an diesen Bezeichnungen in der Landessprache gescheitert seien, ist nichts bekannt. Genauso wenig übrigens von Plätzen, die in diesen Städten Square heißen.

Auch Hamburg sollte seinen neuen Plätzen Namen geben, die die Einheimischen verstehen - denn für sie ist die Stadt da. Ein Chicago Square klänge nicht wie ein Stück Hamburg, sondern nach Retorte. Auch die Geschäftsstadt Nord ist weder städtebaulich gelungener geworden noch international attraktiver, seit sie City Nord heißt.

Es macht Hoffnung, dass die Exzesse mit Anglizismen und denglischen Wortschöpfungen aus der Mode geraten. In der Werbung ist diese Botschaft angekommen - wann kommt sie in der HafenCity an?