Ein Kommentar von Silvia Stammer

Es ist ein Sturm im Bierglas, den die Junge Union da entfacht hat. Mit einer Volksinitiative will der CDU-Nachwuchs das Alkoholverbot in Hamburgs Bussen und Bahnen kippen. Es sei doch gegen ein "Feierabendbier" nichts einzuwenden, und überhaupt wolle man sich vom HVV nicht bevormunden lassen. Zur Erinnerung: Bereits im Juni hatte JU-Chef Carsten Ovens im Zusammenhang mit der Trockenlegung des Nahverkehrs von der "Einschränkung bürgerlicher Freiheiten" gesprochen. Dass sich Liberalität an Schnaps auf Rädern manifestiert, ist eine interessante Sicht der Dinge. Immerhin ist der neuerliche Vorstoß der JU demzufolge wenigstens konsequent zu nennen.

Nüchtern betrachtet drängt sich der Eindruck auf, dass die Junge Union schlicht mit der Zeit geht. Wo früher der stromlinienförmige Anschluss an die Altvordern gepflegt wurde - konservativ, karrierebewusst und faltenfrei -, hat auch der CDU-Nachwuchs gemerkt, dass Rebellentum in kleinen Dosen erfolgreich ist; Stichwort: Piratenpartei. Was für die einen die Freiheit im Netz, ist für die anderen die Freiheit des mobilen Stammtischs. Dafür wird dann sogar Beifall von der GAL in Kauf genommen.

Die Wählerklientel, die mit dem Alkoholverbot die Hoffnung auf weniger Pöbelei, Dreck und Gewalt in Bus und Bahn verbindet, hält allerdings von der JU-Initiative wenig. Zumal der HVV bei der Ausübung des Hausrechts offenbar bisher ganz gut fährt. Und auf die Gefahr hin, dass das jetzt sehr alt klingt: Haben die bei der JU eigentlich keine wichtigeren Themen?