Ich mache im Monat rund 30 Sargbeisetzungen und dann noch mal etwa 20 Urnenbeisetzungen am Tag. Bis vor sechs Jahren haben wir alles per Hand ausgehoben. Heute machen wir die Gruft für den Sarg mit dem Bagger auf. Für die 30 mal 30 Zentimeter große und 80 Zentimeter tiefe Urnen-Gruft ist der Bagger zu groß. Das Ausgraben per Hand dauert 20 Minuten und etwas länger, wenn der Boden gefroren ist. Früher konnte ich noch nicht mal allein auf den Friedhof gehen, weil ich Angst hatte. Als ich das erste Mal eine Gruft zugemacht habe, war das ganz schwer. Jetzt ist das Alltag. Wir sehen ja nur Särge und Urnen, aber keine Toten. Nur manchmal findet man auch Knochenreste. Ich habe so viel Arbeit, dass ich gar nicht zum Nachdenken komme. Mit der Maschine ist das leichter. Und wir machen ja nicht nur Grüfte zu und auf. Wir räumen Grabsteine weg und kümmern uns um die Pflanzen - da ist auch Gärtnerarbeit dabei. Ich selbst komme aus der Türkei. Dort werden die Gräber nicht wie in Deutschland nach 25 Jahren neu belegt.

Seyit Yurtsever, 40, ist seit 20 Jahren Mitarbeiter des Grüfteteams