Der SPD-Abgeordnete, von Helmut Schmidt empfohlene Kanzlerkandidat, erfüllt die Sehnsucht der Bürger nach einer Großen Koalition

Der Abgeordnete Peer Steinbrück wäre ein äußerst gefährlicher Kanzlerkandidat: für die Union, für die Grünen, vor allem aber für seine eigene Partei, die SPD.

Die CDU/CSU bekäme Probleme, weil er für viele Wähler der volksnähere, eloquentere, wirtschaftspolitisch kompetentere Merkel ist: als ehemaliger Minister nur seiner eigenen Meinung verpflichtet, keck, im aktuellen Problemdschungel unverbraucht, kein Parteisoldat. Ihn lieben die Deutschen, weil er ohne Rücksicht das sagt, was auch viele Deutsche denken. Steinbrück spricht den Wählern halt aus der Seele.

Ohne herausragende Position hat Steinbrück als Wunschkanzler inzwischen mit der Amtsinhaberin fast gleichgezogen: Könnten die Wähler den Kanzler direkt bestimmen, würden sich heute nur noch 43 Prozent für Merkel, 38 aber bereits für Steinbrück entscheiden. Nie seit Beginn ihrer Kanzlerschaft war Merkels Vorsprung knapper.

Für eine Mehrzahl ist der ehemalige SPD-Ministerpräsident und Bundesfinanzminister der bessere Unions-Kandidat: 43 Prozent halten ihn inzwischen sogar für wirtschafts- und finanzkompetenter, nur noch 31 Prozent sehen auf diesem CDU-Stammgebiet Angela Merkel vorne. Ist Peer Steinbrück in der falschen Partei? Das meinen viele Wähler auch deshalb, weil der bislang noch Ungekürte selbst im CDU-Kernkompetenzfeld "Innere Sicherheit" mit 37 zu 34 Prozent gegen Merkel dominiert. Ein Amtsbonus sieht anders aus.

Steinbrück würde auch deshalb gefährlich für die Union, weil er die tiefe Sehnsucht der Deutschen nach einer Großen Koalition befriedigt: Er steht für die zuletzt funktionierende schwarz-rote Regierung, die für eine Wählermehrheit Wunschkoalition ist und die schwarz-gelbe Irritation ablösen soll.

Zudem würde er auch den Grünen Stimmen wegnehmen. Weil er das aufweist, was gerade jetzt die vielen von SPD oder Union hinübergewechselten Neu-Grünen an ihren Spitzen bemängeln: eine umfassende Wirtschaftskompetenz, die fast 90 Prozent der Wähler den Grünen absprechen.

Ihre Kandidaten können Umwelt, Klima und Atomausstieg; in den wichtigeren Politikfeldern Innen- und Außenpolitik, Wirtschaft, Finanzen, Bildung, Arbeit fehlt es hingegen an Qualität. Deshalb lieben Grüne Steinbrück: Fast zwei Drittel ihrer Wähler wollen ihn 2013 als Kanzler, nur noch 27 Prozent Merkel. Steinbrück würde tiefe Schneisen in das Lager von Union und Grünen schlagen.

Zudem kommt ihm Helmut Schmidts Amtshilfe entgegen: 64 Prozent, sogar 74 im SPD-Lager, halten die Medienunterstützung des Altkanzlers "eher für nützlich", nur 19 Prozent für schädlich. Und als Wunschkanzlerkandidat hat Steinbrück inzwischen Steinmeier klar domestiziert. Noch im August wollten 25 Prozent den Fraktionsvorsitzenden, nur 23 Prozent den Hinterbänkler. Nun lautet das Verhältnis klar 31 zu 18 für Steinbrück. Nur 31 Prozent, 41 unter den SPD-Wählern!

Die Amtshilfe des rechtssozialen Altkanzlers ist ein gefährliches Gift: Steinbrück kommt im rechten Lager gut an, hat aber dennoch keine Mehrheit in der eigenen Partei. Wo er rechts reüssiert, sät er links jedoch Zwist. Kritik aus dem linken Lager wäre vorprogrammiert. Denn auch der Gewerkschaftsflügel weiß, dass Steinbrück der erste SPD-Kanzlerkandidat wäre, der im SPD-Kompetenzfeld Nummer eins, der sozialen Gerechtigkeit, schlechter als die Unions-Kontrahentin bewertet würde: 38 Prozent der Deutschen sprechen Merkel, nur 36 Prozent Steinbrück höhere Sozialkompetenz zu.

Wie gewonnen, so zerronnen: Die Stimmen, die ein Kanzlerkandidat Steinbrück bei der Konkurrenz kassiert, würde er gleichzeitig bei den linken und gewerkschaftlich orientierten SPD-Wählern verlieren.

Schlimmer noch: Seine Kandidatur wäre zugleich ein Wiederaufbauprogramm für die Not leidende Linke. Das schon ad acta geglaubte Thema: "Wer steht für die Kleinen?" würde neu aufflammen. Und Parteienstreit ist nun mal der größte Wahlkampffeind. Erst recht, wenn ein Kandidat Steinbrück aus der letzten Reihe wieder in den Medienfokus rückt.

Sollte Peer Steinbrück antreten: Die Wählerschaft der SPD würde tornadoartig durcheinandergewirbelt.