Nach dem Streit um Wildtiere in Zirkussen bescheinigt eine Amtsärztin, dass Elefanten und Löwen im Circus Krone gut versorgt werden.

St. Pauli. Die Löwen, sagt Susanne Matzenau, dösen bis zu 18 Stunden am Tag. "Jetzt gehen sie mental ihren Auftritt am Abend durch", sagt die Sprecherin des Circus Krone und schmunzelt. In acht Stunden ist Premiere auf dem Heiligengeistfeld. Die 13 Löwen liegen auf ihrem Streu und dösen. Regentropfen bringen sie dazu, sich zu bewegen und in den Schlafwagen zu gehen. Ein paar Schritte weiter liegt Elefantenbulle Colonel Joe auf einem Sandhaufen und schläft. Um ihn und die anderen Wildtiere gab es Diskussionen, weil der Hamburger Senat ein Verbot von Wildtierhaltung in Zirkussen gefordert und eine Bundesratsinitiative auf den Weg gebracht hat. Wildtiere könnten in Zirkussen nicht artgerecht gehalten werden. Gestern bescheinigte die Amtstierärztin des Bezirk Mitte: "Die Tiere werden gut versorgt." Es gebe keine Beanstandung.

Laut veterinärmedizinischer Untersuchung sind nicht nur die Tiere, sondern auch das Futter und die Transportwagen in einem sehr guten Zustand. "Die Tierärztin hat ein 25 Jahre altes Pferd untersucht und auch das war in einer sehr guten Verfassung und muskulös", sagt Bezirksamtssprecher Lars Schmidt-von Koss. Am Premierenabend schaut sich die Tierärztin die Tiere dann noch einmal in Aktion an.

Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten hatte eine Forsa-Studie in Auftrag gegeben, nach der sich 65 Prozent der Befragten dafür aussprachen, die Haltung exotischer Tiere in Zirkusunternehmen zu verbieten.

"Das ist doch wieder Stimmungsmache", sagt Rolf Peetz, der für drei Tage aus Köln zu Besuch ist und sich einen Teil der 250 Tiere im "Krone Zoo" anschaut. "Die Tierschützer sollten herkommen und sich die Gehege angucken. Die Elefanten und das Nashorn laufen sogar frei herum", sagt der 59-Jährige, der jedes Jahr zwei bis drei Mal in den Zirkus geht. Gerade beobachten Vater und Tochter, wie Roland Duss seine vier Seelöwen mit Fisch füttert. Die schreien ziemlich laut danach.

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"Die machen ja einen fixen Lärm hier", sagt Sabine Schneider, 72, aus Schneverdingen. Mit Ehemann Peter ist sie nach Hamburg gekommen, um einmal ein bisschen hinter die Zirkuskulissen zu blicken. "Wir wollten uns davon überzeugen, dass es den Tieren gut geht. Die sind nicht angekettet." Was das Ehepaar fasziniert, ist das enge Verhältnis zwischen Menschen und Tier.

Die sieben Elefantendamen um den Bullen Colonel Joe, mit sieben Tonnen und 3,50 Meter Höhe übrigens nach Zirkusangaben der größte Elefantenbulle der Welt, haben gerade "Play time", also Zeit zum Spielen, bevor sie am Nachmittag gewaschen werden und die Arbeit in der Manege beginnt. Die Elefanten können sich in ihrem 48 Meter langen und zwölf Meter breiten Stallzelt frei bewegen und hinausgehen. Ein Elektrozaun ist um das Gehege gespannt. Eine 6-Volt-Autobatterie genügt. Die Elefanten, so Susanne Matzenau, seien hauptsächlich mit Fressen beschäftigt. 16 bis 17 Stunden nehmen sie täglich Nahrung zu sich. Kritiker der Wildtierhaltung in Zirkussen sagen: "Den Tieren fehle artgerechte Bewegung, sie würden deshalb krank oder verhaltensgestört." Nun hat ja die Amtstierärztin den Krone-Tieren einen sehr guten Gesundheitszustand bescheinigt. Frank Keller, ein weiterer Zirkussprecher, hält dagegen: "Bei unseren Tieren handelt es sich nicht um Wildtiere. Die Löwen sind hier schon in der 13. Generation." Bewegen würden sich die Tiere in der freien Wildbahn auch nur, um an Futter zu kommen, um Tiere zu jagen. Ansonsten schlafen sie.

"Hier brauchen sie kein Futter zu suchen und Feinde gibt es nicht. Die kommen morgens aus ihren Schlafwagen heraus, tollen ein bisschen herum und dann ruhen sie." Nur der Mensch, sagt Keller, hätte einen ausgeprägten Bewegungsdrang. In der Stadt Hamburg fühle er sich nicht gerade sehr willkommen, aber: "Durch den Wirbel um die Wildtiere sind wir in aller Munde. Dafür bedanken wir uns recht herzlich." Die Tierschau ist von 10 bis 13 Uhr geöffnet (Eintritt bis 18. September frei).