ECE, der Marktführer aus der Hansestadt Hamburg, will künftig 38 Einkaufszentren zusammen mit dem Handelskonzern Metro betreiben.

Hamburg/Düsseldorf. Groß ist das Reich von ECE-Chef Alexander Otto schon seit Langem. Von seiner Konzernzentrale in Hamburg-Poppenbüttel aus gebietet der Milliardär über 137 Einkaufszentren weltweit. Das Elbe-Einkaufszentrum und die Europa-Passage zählen ebenso zu seinem Einzelhandelsimperium wie Einkaufsgalerien in Berlin, München, Krakau oder im Wüstenstaat Katar.

Doch nun ist es dem europäischen Marktführer gelungen, seinen Einfluss noch einmal erheblich zu erweitern. Zusammen mit dem Handelskonzern Metro (Media Markt, Kaufhof, Real) wird ECE künftig dessen 36 deutsche Einkaufszentren betreiben. Zu diesem Zweck gründen die beiden Unternehmen das Joint Venture Metro-ECE Centermanagement (MEC), das Anfang Oktober in Düsseldorf seine Arbeit aufnehmen soll. Die Hamburger bringen zwei eigene Shoppingcenter in das Gemeinschaftsunternehmen ein. Beide Konzerne halten 50 Prozent an MEC.

"Die Zusammenarbeit mit Metro ist ein großer Sprung nach vorn für ECE", sagte Alexander Otto gestern. Immerhin handelt es sich bei den Düsseldorfern um die bisherige Nummer zwei unter den deutschen Einkaufscenter-Betreibern, die nun ihre Kräfte mit dem Marktführer bündeln. Perspektivisch eröffneten sich der neuen Gesellschaft viele Möglichkeiten für weitere Managementübernahmen und Modernisierungsprojekte, so Otto.

Allerdings unterscheiden sich die bisherigen Einkaufszentren der Metro ganz erheblich von den Shoppingcentern der ECE. Während die Hamburger ihre üppig ausgestalteten, mehrstöckigen Konsumtempel vorwiegend in deutschen Innenstädten betreiben, sind die sogenannten Fachmarktzentren der Metro meist einstöckige Bauten auf der grünen Wiese, die vor allem der Nahversorgung der örtlichen Bevölkerung dienen.

In Norddeutschland zählen der Fördepark in Flensburg, das Freesen Center in Neumünster, das Sieben Seen Center in Schwerin und der Weserpark in Bremen zum Portfolio des neuen Gemeinschaftsunternehmens. Ein Großteil der Metro-Center entstand aber auch kurz nach der Wiedervereinigung im Osten Deutschlands, als dort noch eine Goldgräberstimmung unter den Einzelhändlern herrschte. Das City Center Eisenhüttenstadt, das EKZ Erfurt oder ein Center im ehemaligen Textilkombinat Cottbus gehören in diese Kategorie. Manche dieser Immobilien seien kaum mehr als große Supermärkte mit einigen angrenzenden Geschäften, heißt es in Branchenkreisen.

Für Metro geht es bei dem Pakt mit den Hamburgern offenbar darum, die Mieterstruktur und die Gestaltung in den in die Jahre gekommenen Einkaufszentren zu verbessern. "Wir wollen durch die Zusammenarbeit von dem großen Know-how und der Expertise der ECE im Shoppingcentermarkt profitieren", sagte Metro-Sprecher Kilian Rötzer. Für das Centermanagement sollten neue Perspektiven erschlossen werden. Wie viel Umsatz zuletzt in den Zentren der Metro erzielt wurde, wollte Rötzer allerdings nicht sagen. Die gesamte Immobiliensparte der Metro, zu der die Fachmarktzentren gehören, erwirtschaftete im vergangenen Jahr ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern in Höhe von knapp 700 Millionen Euro.

Enge geschäftliche Kontakte bestehen zwischen Metro und ECE schon seit Langem. Schließlich zählen die Metro-Töchter Media Markt, Saturn oder Kaufhof zu den begehrtesten Mietern in den ECE-Shoppingcentern. Vor allem die Elektronikmärkte werden von den Hamburgern gern als sogenannte Anker-Mieter eingesetzt, um für eine hohe Besucherfrequenz zu sorgen.

Die neue Allianz der beiden Handelsriesen dürfte die Konzentration im deutschen Einzelhandel weiter verstärken. Vor diesem Hintergrund wird es interessant sein, ob das Bundeskartellamt grünes Licht für das Joint Venture gibt. Die Wettbewerbshüter müssen dem Zusammenschluss noch zustimmen. "Das Joint Venture vergrößert sicher den Einfluss von ECE im deutschen Shoppingcenter-Markt", sagt der Branchenexperte des Handelsforschungsinstituts EHI, Rainer Pittroff. Von einer übermäßigen Dominanz der Hamburger will er aber dennoch nicht sprechen.

Kritiker von ECE halten den Einfluss des Unternehmens auf die deutsche Einzelhandelslandschaft hingegen schon heute für zu groß. So sieht sich der Konzern in immer mehr Städten einer Front von Bürgern gegenüber, die den Bau eines neuen Einkaufszentrums ablehnen. Im ostfriesischen Leer hat sich bereits eine Initiative aus Einwohnern und kleinen Einzelhändlern gegründet, die eine Verödung der Innenstadt durch eine überdimensionierte Centerplanung fürchtet. Auch aus diesem Grund hatte sich ECE zuletzt vor allem auf den Bau neuer Einkaufszentren im Ausland konzentriert.