Seit zwei Jahren besetzt und noch kein Ende der Hängepartie

"Magie oder Malaise?", mit dieser Frage lädt der NDR demnächst zu einer Diskussion über den (Still-)Stand bei der Krisen-Baustelle Elbphilharmonie ein. Dieses Motto ließe sich genauso gut auf andere krisengebeutelte Baustellen anwenden, ob nun bei der Hamburger Kultur oder der Stadtentwicklungspolitik, zwei Feldern, die jenseits vom Erhalt des Status quo viel zu lang brachlagen.

Wie abgrundtief die einstige Hoch-Stimmung in Sachen Konzerthaus-Entstehung im Keller ist, ist bekannt. Die nicht mehr ganz so neue Kultursenatorin Barbara Kisseler ist gerade mit ihrem visionsbefreiten Haushalts-Entwurf dort gelandet, wo schon ihre Vorgänger gescheitert waren: auf dem ernüchternd harten Boden der Tatsachen. Bei den Mühen der norddeutschen Kultur-Tiefebene, wo man - frei nach Helmut Schmidt - Visionäre am liebsten direkt zum Arzt schicken würde. Aufbruch, Euphorie, Selbstbewusstsein, Risikofreude, Bürgerstolz? Verdammt lang her, das alles.

Auch die Zukunftsgestaltung des Gängeviertels, das vor zwei Jahren sehr kreativ "besetzt" und so vor der Abrissbirne gerettet wurde, hängt schon lange, viel zu lange in der Luft. Die Verhandlungen über das historische Quartier, ein Markenzeichen des "anderen" Hamburg, sind festgefahren, die Fronten zwischen Künstlern und Bürokraten verhärteter als noch zu Zeiten der Vorgänger-Regierung.

Fast vergessen ist, wofür dieser zauberhafte Protest damals stand: für eine Stadt-Gesellschaft, die sich mutig einmischt und aufmuckt. Gegen Profitgier und durchnormiertes Leben. Eine Metropole muss sich solche Reibungsflächen leisten, sonst wäre sie nur ein x-beliebiges übergroßes Dorf.

Man wird doch wohl noch mal fragen dürfen, warum man irgendwelchen Künstlern Frei- und Lebensräume geben und womöglich überlassen solle, meinen mittlerweile manche, genervt von dieser Hängepartie. In einer Stadt, wo Wohnungen knapp und brutal teuer sind, wo es an vielen Ecken und Enden an Nötigem fehlt? Sicher darf man das fragen. Doch die Antwort ist nicht so einfach. Sie hat mit Toleranz zu tun, mit Vertrauen und Fantasie. Mit dem, was Hamburg im 21. Jahrhundert ausmachen sollte.