Mehdi A. und Majid P. starben bei der Schießerei in Barmbek in der Nacht zu Donnerstag. Polizei nimmt geständigen Schützen Yasser F. fest.

Barmbek-Süd. An seinem Vergehen ließ Yasser B. keinen Zweifel. Er versteckte sich nicht. Im Gegenteil: "Ich habe geschossen. Die Waffe liegt im Laden", rief der 31-Jährige immer wieder, als die ersten Polizisten um kurz nach Mitternacht vor der "Chill inlounge" an der Hamburger Straße (Barmbek-Süd) aus ihren Streifenwagen stiegen.

+++Kommentar: Gefährliche Verbindungen+++

Sein nächtliches Geständnis war dann aber auch schon alles, was der aus dem Iran stammende Mann preisgab. Während seines Verhörs im Polizeipräsidium in Alsterdorf schwieg er. Die Beamten der Mordkommission blieben ohne Antworten auf die dringendsten Fragen zurück, als er am Donnerstagmorgen in einen Haftraum abgeführt wurde.

Fest steht: Zwei Männer sind tot. Sie wurden in der Nacht zum Donnerstag erschossen. Auf der Straße, mitten in Barmbek, unweit des Einkaufszentrums Hamburger Meile (vormals Hamburger Straße), vor einer beliebten Bar, die mit Cocktails und Shisha-Pfeifen lockt. Betreiber der Bar ist Yasser B., der mutmaßliche Schütze. Seine Opfer stammen ebenfalls aus dem Iran: Der 25-jährige Mehdi A. lag bereits bewusstlos auf dem Fußweg, als Polizei und Feuerwehr den Tatort mit Blaulicht erreichten. Er starb noch auf der Straße. Sein schwer verletzter Begleiter, Majid P., ein 30-Jähriger, konnte noch mit den Polizisten sprechen. Wenig später erlag er auf der Intensivstation seinen Schussverletzungen.

Beide Männer lagen auf der gegenüberliegenden Straßenseite, etwa 50 Meter voneinander entfernt. Vermutlich kam es in der "Chill inlounge" zum Streit, dann liefen alle drei über die sechsspurige Straße, und Schüsse fielen. Dafür spricht, dass an der Ecke zur Wohldorfer Straße Patronen gefunden wurden. Die Hintergründe der nächtlichen Schießerei liegen noch weitgehend im Dunkeln: Wie viele Schüsse abgegeben wurden, ist bisher ebenso unklar wie das Motiv. Sind die beiden Toten das Ergebnis eines Streits unter Landsleuten? Möglicherweise kam es nach der Beleidigung einer Frau zu einer Schlägerei, die eskalierte.

Es gibt aber auch eine andere Theorie, die ins Zuhältermilieu führt. Ging es um den Verteilungskampf im Rotlicht, der seit dem vergangenen Jahr wieder heftiger ausgetragen wird? Die Polizei prüft entsprechende Verbindungen zur Szene. Insbesondere für Mehdi A. sollen bereits einige Frauen auf dem Kiez der Prostitution nachgehen. Er war schon früher wegen Gewaltdelikten aufgefallen.

Aber auch Schütze Yasser B., der neben der Bar auch einen Schönheitssalon am Eppendorfer Weg führt, ist mit der Szene vernetzt. Er soll mit dem stadtbekannten Zuhälter Omid A., 34, verwandt sein, der sich kurz nach der Schießerei an der Polizeiabsperrung des Tatorts zeigte. Omid A. liegt mit den Hells Angels im Clinch. Nach einem Streit um Prostituierte hatte er 2007 einem Hells Angel auf der Reeperbahn ins Bein geschossen.

Der Rocker-Verein rächte sich drei Jahre und neun Monate später, nachdem Omid A. seine Strafe abgesessen hatte: An der Eiffestraße wurde im Mai 2010 aus einem Mercedes-Geländewagen auf ihn geschossen. Er blieb unverletzt. Neun Monate später hob die Polizei ein angebliches Waffenlager der Hells Angels in einem Bordell am Hammer Deich aus. Angeblich fürchten die Rocker die Rache des als besonders aggressiv bekannten Zuhälters.

Und noch ein Name sorgt in diesem Zusammenhang für Aufmerksamkeit: Dariusch F. Wie das Abendblatt erfuhr, ist auch sein Name im Tatort-Protokoll der Polizei aufgeführt. Ob er selbst vor Ort war oder nur sein Name fiel, ist ungeklärt. Insgesamt sechs Männer sollen nach der Tat weggelaufen sein und wurden vorläufig festgenommen. Gegen keinen bestehe allerdings Tatverdacht, so ein Sprecher. Dariusch F. war vor drei Jahren nach einer Schießerei auf einer Shell-Tankstelle am Hammer Deich zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Seine Kugeln trafen einen Milieu-Boxer, galten aber einem als "Türken-Musa" bekannten Zuhälter.

Der Kiez-Veteran hatte nach Jahren der Abschiebung seine Ansprüche gewaltsam geltend gemacht und unter Zuhältern für Unruhe gesorgt. "Türken-Musa" ist bereits wieder abgeschoben worden, nachdem er eine 16-Jährige zur Prostitution gezwungen haben soll.

Die Leichen der beiden Opfer wurden gestern von Rechtsmedizinern im Universitätsklinikum Eppendorf untersucht. Yasser B. sitzt voraussichtlich bis zum Prozess in Untersuchungshaft.