45 Prozent mehr Studienplatz-Bewerber als 2010. Kieler Uni prüft Anmietung von Kinos

Hamburg/Kiel. Zum Wintersemester haben sich an der Universität Hamburg 53 314 Abiturienten angemeldet - 16 493 oder 45 Prozent mehr als im Vorjahr und so viele wie nie zuvor. Damit kommen im Durchschnitt jetzt 6,3 Bewerber auf einen Studienplatz. "Die Zahlen zeigen, dass die Universität Hamburg eine hervorragende Adresse für Studierende ist", sagte der Präsident der Universität Hamburg, Dieter Lenzen, dem Abendblatt. Er appellierte an Hamburgs Politiker, die Universität nicht durch weitere Sparmaßnahmen zu belasten, sondern den Studierenden eine "sichere Perspektive" zu bieten.

Grund für den enormen Bewerber-Ansturm, den auch andere Hochschulen in Norddeutschland verzeichnen, sind unter anderem die neuen doppelten Abiturjahrgänge in Niedersachsen und Bayern sowie die abgeschaffte Wehrpflicht. "Die Entwicklung war absehbar", sagte ein Sprecher der Leuphana-Universität Lüneburg, an der sich mehr als 10 000 potenzielle Erstsemester für die insgesamt 1700 Studienplätze beworben haben - ein Anstieg um 35 Prozent. Der Universität stehe ein "logistischer Kraftakt" bevor, sagte Uni-Präsident Sascha Spoun: "Aber ich bin zuversichtlich, dass wir für die große Zahl der Studienanfänger auch im kommenden Semester wieder ein gut betreutes Studium anbieten können." Durch Bundesmittel aus dem Hochschulpakt seien in fast allen Hauptfächern zusätzliche Studienplätze geschaffen worden.

An der Universität Hamburg, die zum Wintersemester 1300 zusätzliche Plätze anbietet, stehen insgesamt 5871 Bachelor- und 2602 Master-Studienplätze zur Verfügung. Doch allein im beliebtesten Fachbereich Medien- und Kommunikationswissenschaft kommen 3317 Bewerbungen auf 38 Plätze. In Psychologie haben sich 5041 Abiturienten auf 202 Plätze beworben, in Betriebswirtschaftslehre kommen 5720 Interessenten auf 430 Plätze. Allein die Abiturnote entscheidet über die Zulassung. "Die Chance auf einen Platz ist dennoch hoch, nur vielleicht nicht an der Wunsch-Uni", sagt Christiane Kuhrt von der Universität Hamburg. Denn viele Abiturienten bewerben sich an mehreren Hochschulen parallel.

Nach Hamburg zieht es viele junge Menschen aus anderen Bundesländern, insbesondere aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Beide Nachbarländer bieten deutlich weniger Studienplätze an als es Landeskinder gibt, die ein Studium aufnehmen wollen. 11 000 sind es in Schleswig-Holstein zum Wintersemester, 1500 mehr als im Vorjahr.

Die Christian-Albrechts-Universität in Kiel (CAU) rechnet mit einem "Erstsemester-Rekord" von 6000 Neueinschreibungen - etwa 1000 mehr als im Vorjahr. Die Folge: überfüllte Seminare und Hörsäle. Oberbürgermeister Torsten Albig (SPD) bot bereits den Ratssaal als "Ausweichmöglichkeit" an. Ob zusätzlich auch Kinosäle angemietet werden, will Frank Kempken, Vizepräsident der CAU, entscheiden, wenn die endgültigen Erstsemester-Zahlen feststehen. Baumaßnahmen seien aber nicht geplant, heißt es aus dem Wissenschaftsministerium.

Auch die Technische Universität Hamburg-Harburg meldet bei den Anmeldungen einen Zuwachs von 25 Prozent - insgesamt haben sich 10 000 Abiturienten beworben. Wie viele Erstsemester das Studium antreten, bleibe abzuwarten, sagte ein Sprecher.