Eine Ratlosigkeit von Sven Stillich

Vor Kurzem bin ich am Spätnachmittag mit dem Auto am Gruenspan vorbeigefahren. Und sah eine riesige Schlange, die sich um die Ecke in die Simon-von-Utrecht-Straße hineinschlängelte. Und da ich nicht wusste, welche Band da gleich auftritt, fuhr ich kurzerhand rechts ran und fragte einen jungen Typen, kurze Haare, T-Shirt. Also: Fenster runtergekurbelt und "Wer spielt denn?" gesagt. Die Antwort hat mich so überrascht, dass ich gleich weitergefahren bin. Sie kam schnell, präzise und lautete: "Weiß nicht. Ich komm nicht von hier."

Er hatte nicht so geklungen, als wolle er mich veräppeln. Seitdem lassen mich diese sieben Wörter in zwei Sätzen nicht mehr los. Ich habe so viele Fragen: Wenn der Typ wirklich nicht wusste, wer im Gruenspan auftritt, warum stand er dann mitten in der Schlange der Wartenden? Gibt es vielleicht Menschen, die sich nur in Menschenschlangen wohlfühlen und sich jeden Tag neue Wartereihen suchen, um zu überleben? Wenn es sie gibt, dann wäre das für mich die erste stimmige Erklärung für den Schlagermove. Oder war das "ich komm nicht von hier" gar eine dieser Floskeln, die man sagt, wenn man gerade nicht weiß, was man sagen kann?

Eine Allroundfloskel - das gefällt mir eigentlich am besten. Die werde ich in der kommenden Zeit öfter mal ausprobieren. Zum Beispiel bei der Frage: "Was hast du denn da für einen seltsamen Text geschrieben?" "Weiß nicht. Ich komm nicht von hier."