Vermieter des Mordopfers Angela B. erinnern sich

Die Ebelings waren nicht zu Hause, als Feuerwehrmänner an einem heißen Sommertag im August 1970 im Auftrag der Polizei eine Leiter an der verklinkerten Hauswand ansetzten und das Fenster im ersten Geschoss des kleinen Reihenhauses aufbrachen. Nur der Sohn schaute dem Treiben vom Badezimmerfenster aus zu. Er solle niemandem aufmachen, hatten ihm seine Eltern eingetrichtert. Das galt für ihn auch für die Feuerwehr.

Mehrere Tage wurde die 22-jährige Angela B. zu diesem Zeitpunkt bereits vermisst. Bei den Ebelings am Fehnweg wohnte sie seit ein paar Wochen zur Untermiete. Doch in ihrem Zimmer fanden die Ermittler keine Hinweise darauf, wo die junge Frau abgeblieben sein könnte. "Sie war eine ruhige Frau, groß, keine Schönheit, angenehm", sagt Isolde Ebeling, "und wenn ich mich recht erinnere nur selten da."

40 Jahre sind eine lange Zeit, und die Nachricht von der Festnahme des Mörders ihrer ehemaligen Untermieterin bricht in die Siedlung unweit des Raakmoors ein wie ein Paukenschlag. Wochenlang hatte die Tote in der Neue-Heimat-Siedlung damals für Unruhe gesorgt - zumal der Täter jahrzehntelang nicht überführt wurde. "Wir hatten Angst", sagt die 71-Jährige. "Jeder hätte der Täter sein können. Selbst die Nachbarn", sagt Ehemann Günter.

Erst Wochen später wurde Angelas lebloser Körper am nahen Gehlengraben gefunden. Die Leiche war bereits stark verwest. "Die Todesursache ließ sich wegen der fortgeschrittenen Fäulnis und Skelettierung nicht mehr feststellen", schrieben die Ermittler in ihrem Ermittlungsbericht. "Die Anordnung der Kleidung spricht aber für ein Sexualdelikt." Angela B. hatte sich offenbar heftig gewehrt. Ihre Brille lag fünf Meter entfernt zerbrochen auf dem Boden.

"Mein Vater hatte uns damals finanziell unterstützt, als wir das Haus kauften", erinnert sich Isolde Ebeling. "Allerdings mit der Auflage, eines unserer vier Zimmer zu vermieten." Im Frühjahr 1970 zog die 22-Jährige bei den Ebelings ein. "Uns sagte sie damals, sie würde studieren. Allerdings haben wir nachher von der Polizei erfahren, dass sie auch Männer für Geld empfangen haben soll." Für die Ebelings war nach dem Vorfall Schluss mit dem Untervermieten. "Wir wollten keine fremden Menschen mehr in unserem Haus haben", sagt Isolde Ebeling und lächelt befreit. "Es ist ein guten Gefühl, dass die Sache endlich ein Ende hat."