Ein Kommentar von Thomas Andre

Für beinharte Kapitalisten ist die selbst organisierte Genossenschaft, in die die Anwohnerinitiative NoBNQ das Bernhard-Nocht-Quartier umwandeln will, bestimmt ein Wolkenkuckucksheim. Und ganz sicher ein entgangenes Geschäft: Die Lage des Quartiers ist 1a. Dass ein "gelecktes" St. Pauli den Kiez-Charme schnell killen würde, haben freilich auch Politiker wie Bezirks-Chef Markus Schreiber schnell gemerkt. Ein wenig ironisch mutet es nun an, dass die hartnäckige Bürgerinitiative geschickt die Techniken der Werbung, dieses Schmiermittels der Marktwirtschaft, nutzt, um sein Projekt Anwohnern und politischen Entscheidern zu verkaufen. Dass die Gesichter der Plakatkampagne oft Menschen gehören, die in die Kaste der Künstler und Kreativen gehören, ist symptomatisch: St. Pauli ist auch und besonders der Stadtteil dieser Gesellschaftsgruppe. Ihr Protest ist künstlerisch und gesellschaftspolitisch. Und ihr Erfolg kann sich sehen lassen. Dass sie mehr wollen als eine Mietpreisbindung, spricht für sie und ihren Idealismus. Es wäre ihnen zu wünschen, dass ihre Vorschläge gehört werden. Was immer davon auch umgesetzt werden kann.