Dr. Wolfgang Irrek, 45, ist Professor für Energie- management an der Hochschule Ruhr West in Bottrop und Mülheim/Ruhr

Hamburger Abendblatt:

1. Energiesparlampen sollen im Betrieb giftige Phenole ausströmen. War das EU-Glühlampenverbot zu unüberlegt?

Prof. Dr. Wolfgang Irrek:

Die genauen Hintergründe dieses Vorwurfs der Phenoldünste kenne ich noch nicht. Ich gehe aber davon aus, dass das Problem im Zweifelsfall mit technischen Lösungen behoben werden kann, etwa mit weniger gefährlichen Ersatzstoffen. Wichtig ist, eine Gefährdung durch entsprechende Qualitätsanforderungen an Lampen auszuschließen. Grundsätzlich gilt: Das Glühlampenverbot ist sinnvoll und berechtigt. Es sorgt dafür, dass europaweit viel Energie gespart wird. Rechnerisch werden drei Kernkraftwerke überflüssig.

2. Was war denn der größte Fehler des europaweiten Glühlampenverbots?

Irrek:

Die Verordnungen im Rahmen der Ökodesign-Richtlinie sind nicht immer konsequent zu Ende gedacht. Beim Glühlampenverbot wurde die Entsorgungsproblematik der Lampen, vor allem die sachgemäße Beseitigung des Quecksilbers, nicht ausreichend berücksichtigt. Das war der größte Fehler. Vielleicht hätte man die Grenzwerte härter vorgeben können, auch in Bezug auf das Energiesparziel. Dahinter steht natürlich immer eine komplizierte politische Diskussion. Positiv ist, dass schrittweise nicht nur herkömmliche Glühlampen nicht mehr verkauft werden dürfen, sondern auch die schlechten Energiesparlampen und die schlechteren unter den Halogenlampen.

3. Warum musste es ein Verbot sein? Hätte eine Abgabe auf alte Glühbirnen nicht ausgereicht?

Irrek:

Nein, damit hätte die Politik Bürgerinnen und Bürger überfordert. Das EU-Glühlampenverbot schützt die Verbraucher, weil es die Wahl erleichtert, welche Lampe umweltfreundlich ist. Sie können sich darauf verlassen, dass die unwirtschaftlichsten Lampen nach und nach nicht mehr im Handel sind.

4. Die Unwirtschaftlichkeit wird von Kritikern bezweifelt. Das verunsichert Verbraucher, die nicht mal wissen, wo sie die Lampen entsorgen sollen. Was sagen Sie denen?

Irrek:

Sicher hätte man die Bürgerinnen und Bürger besser informieren und die Entsorgungswege verpflichtend vorgeben müssen. Das hätte insgesamt auch zu deutlich mehr Akzeptanz bei den Verbrauchern geführt.

5. Ist mangelnde Informationspolitik aus Brüssel - siehe Biosprit E10 - ein generelles Problem?

Irrek:

In der Politik kommen Entscheidungen oft unter Zeitdruck und großem Stress zustande. Dabei wird manches nicht zu Ende gedacht. Das Problem beobachten wir leider immer wieder.