Ein Kommentar von Thomas Andre

Niemand wird bestreiten, dass die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema "Energiewende" nichts als positiv ist. Es soll aber auch niemand bestreiten, wie schwierig es ist, sich in einem Thema schadlos zu halten, das viel über den guten Willen der Menschen sagt und nichts über die Schwierigkeit seiner Umsetzung.

Derzeit finden in Hamburg drei Literaturveranstaltungen statt. Eine wird von einem Energieunternehmen gesponsert, die zwei anderen stellen die Geschäftsgrundlage dieses Unternehmens infrage. Gerade nach der Atomkatastrophe in Fukushima stellt sich in der Kulturszene die Frage, ob man das darf: sich von Vattenfall sponsern lassen. Das böse Wort "Greenwashing" führen die Vattenfall-Gegner im Munde und meinen PR-Aktionen, mit denen Unternehmen angeblich oder tatsächlich nur vorgeben, verantwortungsbewusst zu sein.

Streit gab es deswegen natürlich auch unter den Literaten. Während für die einen ein Auftritt bei den Vattenfall-Lesetagen ein Ding der Unmöglichkeit ist, verteidigten Autoren wie Mario Giordano "das vorbildliche Engagement des Konzerns für Literatur und Leseförderung". Im Zweifel ist dem zuzustimmen (Kultur ist auf Gönner angewiesen) und darauf zu verweisen, dass Energieunternehmen, die unseren verschwenderischen Lebenswandel bedienen, auf andere Weise der Stecker gezogen werden kann: indem jeder für sich selbst die Entscheidung trifft, Ökostrom zu beziehen und dafür auch mehr zu bezahlen.