Ein Kommentar von Joachim Mischke

Da sein und zuhören. Ernst nehmen und wissen, worüber man redet. Den richtigen Ton finden, immer wieder, ständig neu. Das klingt ganz simpel als Arbeitsplatzbeschreibung. Und es wäre doch einfach schön, wenn Leute ihren Job in der Hamburger Kultur auch tatsächlich gut machen würden. Das hatten wir zuletzt in diesem gruppendynamisch so heiklen Ressort ganz anders.

Barbara Kisseler, die neue Kultursenatorin, hat gestern in knapp drei Stunden drei erste Eindrücke davon bekommen, wie viele vertrauensbildende Maßnahmen sie ab sofort durchführen muss. Und auch, wie viel pulverisiertes Porzellan vom Amtsvorgänger hinterlassen wurde.

Vieles würde man mit Überweisungen in verschiedenen Höhen wieder hinbekommen. Aber beileibe nicht alles. Neue, mutige Konzepte müssen her. Dass die Kultur in Hamburg mehr Geld aus dem Rathaus bekommen soll, hat der neue Bürgermeister in seiner Regierungserklärung gesagt. Die Passagen musste man allerdings suchen. Drei kleine Absätze, ein Dutzend Sätze. Viel ist das nicht, und im Wahlkampf war dieses Plädoyer auch schon mal leidenschaftlicher. Aber es ist ein Anfang, immerhin. Denn die Kultur soll mehr bekommen als bislang. Von genug war zwar nicht die Rede, doch man muss ja auch realistisch bleiben.

Barbara Kisseler soll nun die Frau fürs Einrenken sein, ganz offenkundig will sie das auch. Sie muss sogar Trümmerfrau sein, wenn man an das endlose Hauen und Stechen um Kosten und Termine der Elbphilharmonie-Baustelle denkt. Konkret ist die Neue aus der Hauptstadt an ihrem ersten Arbeitstag nicht geworden. Kann sie auch gar nicht. Sie kann nur von heute an dafür sorgen, dass ihre Klientel glaubt, was sie sagt. Kulturschaffende mögen und müssen mit Leib und Seele Künstler sein. Blöd sind sie deswegen nicht. Hierarchie-Hörigkeit könnte man anordnen, Respekt muss man sich verdienen.