Die Wähler in Sachsen-Anhalt haben sich nicht ablenken lassen

Das Wahlergebnis in Sachsen-Anhalt sagt uns mehr, als man auf den ersten Blick zu erkennen vermag. Es sagt uns, dass die Menschen zwischen Wittenberg und Wernigerode das geräuschlose Konsensmodell einer Großen Koalition als richtig für sich empfinden. Es relativiert auch - zumindest für einen Moment - die Bedeutung der hitzigen Debatten um die Laufzeitverlängerung und Deutschlands Enthaltung beim Militäreinsatz gegen Libyen. Die Sachsen-Anhalter haben sich nicht ablenken lassen. Ihr Urnengang war kein Volksentscheid über die Haltung der Bundesregierung zu Atomkraft und Krieg, sondern eine Abstimmung über die Zukunft eines Landes, das zu den Sorgenkindern der Republik zählt. Die Wähler haben dieses Anliegen mit einer höheren Beteiligung als 2006 untermauert. Sie werden nun mit Reiner Haseloff einen Regierungschef bekommen, der als Wirtschaftsminister einen leichten Aufschwung im Land geschickt auf seine Fahnen geschrieben und den Wählern damit Hoffnung gemacht hat.

Die Wahlkämpfer in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz werden nicht viel mit diesem Ergebnis anfangen können. Doch zweierlei wird sie noch beschäftigen: Der Zustand der FDP bleibt desolat, wenn sie sogar im Genscher-Land an der Fünf-Prozent-Hürde scheitert. Und: Die Grünen können auch im Osten punkten, wo gar keine Atomreaktoren stehen.