Eine Glosse von Christoph Rind

Originalton HVV: "Täglich bringen wir mehr als 2,2 Millionen Menschen auf über 680 Linien pünktlich an ihr Ziel." Ich will aber nicht auf 680 Linien pünktlich sein. Ich will nur, dass die S-Bahn Richtung Pinneberg mal wieder pünktlich an der Stadthausbrücke losfährt und beim Zwischenhalt an der Elbgaustraße nicht alle Fahrgäste raussetzt, weil "dieser Zugteil ausgesetzt wird" und die supermoderne Anzeige am Bahnsteig zehn Minuten rumlügt, dass in vier Minuten der nächste Zug kommt.

Herrgott, warum muss ich jetzt an das HB-Männchen denken, das sich früher so schön aufregen konnte, in die Luft ging und erst zur Ruhe kam, wenn es kräftig an der Zigarette zog? Aber Rauchen am Bahnsteig ist längst verboten, selbst an der frischen Luft, wenn dort vier Windstärken brausen.

Hallo! Aufregen lohnt nicht. Denn jetzt gibt es die "HVV-Garantie": "Sollten Sie Ihr Ziel mehr als 20 Minuten zu spät erreichen, bekommen Sie 50 Prozent Ihres Fahrpreises zurück. Versprochen!" Bei Monatskarten gibt's die Entschädigung "anteilig". Na bitte!

Der Antrag im Internet ist schnell ausgefüllt. Der Zug war 31 Minuten zu spät, Kunden-Nr. und Anschrift. Vier Tage später die Antwort-Mail (Ist das noch pünktlich oder die nächste Entschädigung fällig?): "Vielen Dank, dass Sie die HVV-Garantie genutzt haben. Wir freuen (!) uns, Sie mit einem Betrag von 1,00 Euro entschädigen zu können." Die Summe wird in einer "unserer" HVV-Servicestellen ausgezahlt. Drei Monate kann ich mir Zeit lassen. Die hab ich als Bahnfahrer ja. Vielleicht kommen noch viele Euros dazu. Der HVV ahnt so was, denn "Sie können mehrere Bescheide zusammen einlösen". Bei der nächsten Steuererklärung muss ich wohl als "Nebenverdienst" angeben: HVV-Garantie.