Ein Kommentar von Matthias Rebaschus

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Die meisten Asylbewerber, Flüchtlinge, Obdach- und Wohnungslosen, die der Bezirk Mitte unterbringen muss, landen in Billstedt und Billbrook: 1000 von rund 1200. Dazu muss man wissen: Der Bezirk Mitte besteht nicht nur aus der schicken Innenstadt, dem trendigen St. Georg und dem bunten, weltweit bekannten St. Pauli, sondern auch aus den grauen und großen Stadtteilen Billbrook und Billstedt, die ganz am Rande der östlichen Stadtgrenze Hamburgs liegen. Und man muss wissen: In dem Industriegebiet Billbrook steht ein Wohnblock, in dem bald fast 600 Flüchtlinge leben werden. Menschen, die dort nicht viel mehr können als schlafen, Wäsche waschen, essen, fernsehen - und träumen. Zum Beispiel können sie davon träumen, irgendwann aus dem Abseits herauszukommen.

Ein abseits gelegener Wohnblock mit 600 Menschen, die nicht integriert sein können - das sind die Zutaten für einen Slum. Denn rund um diesen Wohnblock gibt es kein funktionierendes soziales Umfeld. Dort ist nichts außer Industrie, und es wohnt praktisch kein Hamburger in der Nähe.

Die Fehler: Erstens hat sich die Sozialbehörde verrechnet. Sie wurde vom Anstieg der Flüchtlingszahlen überrascht und muss jede mögliche Unterkunft aktivieren. Und sie muss sich die Frage stellen lassen, ob es wirklich so schwierig ist, vorausschauend zu planen - oder, wenn man wirklich keinen Plan hat, wenigstens eine Reserve zu schaffen.

Zweitens hat keiner aus der Katastrophe der Berzeliusstraße gelernt, die zum kriminellen Slum verkommen war - und auch in Billbrook liegt.