Die Steganlagen im City Sporthafen werden verlegt, um Platz für den Neubau der Flutschutzanlage zu bekommen. 2012 soll alles fertig sein.

Hamburg. Den Ponton mit den Sanitärräumen hat Hafenmeister Robby Rottmann in den inneren Hafen verholt. Dort, wo bislang der Steg mit den blauen Containern im Elbwasser nahe der Speicherstadt schaukelte, hat jetzt ein riesiger gelber Schwimmkran festgemacht. Männer in dick wattierten Jacken wuchten schwere Ketten ans Gerät, das dort neue Dalben in den Grund rammt. "Wir verschwenken sozusagen komplett um einige Meter nach Süden", sagt Rottmann fröhlich. Tatsächlich ist im City-Sporthafen nahe der U-BahnStation Baumwall derzeit eine Art Verlegung der Steganlagen zu sehen.

Die Arbeiten sind zugleich Auftakt des letzten und vorletzten Bauabschnitts, mit denen Hamburg seine 103 Kilometer lange Flutschutzlinie auf neue und dem Meeresspiegelanstieg angepasste Höhen bringt. Direkt an der markantesten Elbseite der Stadt - zwischen Landungsbrücken und Baumwall - beginnt damit auch der Bau einer komplett neuen Elbpromenade. Breiter, höher und schöner soll sie werden. Bis zu 1,90 Meter wird die jetzige Promenade dazu erhöht und auf durchgehend mindestens zehn Meter verbreitert. Spektakulär dürften die neuen Treppenanlagen werden, die künftig zum Elbwasser hinabführen werden. "Sitzen mit Blick auf den Hafen" unterhalb des eigentlichen Fußweges soll dort bald möglich sein, wie es in den Planunterlagen heißt. Eigentlicher Baubeginn wird im neuen Jahr sein, rund 30 Millionen Euro wurden dazu schon einmal als Kosten geschätzt. "2012 wird alles fertig sein", sagt die Sprecherin der Stadtentwicklungsbehörde Helma Krstanoski.

Pläne für die neuen Hamburger Elbtreppen gibt es schon länger, die Gestaltung beruht auf einen Entwurf des Büros Zaha Hadid Architects, der bereits zur Architektur-Olympia 2006 entstanden war. Konkret wurde die Planung allerdings erst jetzt im Herbst: derzeit ist das eigentliche Plan-Genehmigungsverfahren mit Anhörungsterminen für betroffene Anlieger im Gange. Zwar befinden sich die Grundstücke im Eigentum der Stadt, doch die Hafenanlagen vor der heutigen Promenade werden von Barkassenbetrieben und kleinen Tankschiffen benutzt. Weil die neue und höhere Promenade aber vier und an manchen Abschnitten sogar bis zu sieben Meter weiter als bisher in den Strom ragen wird, gibt es da offensichtlich noch einigen Abstimmungsbedarf. Mit der jetzigen Verschwenkung der Steganlagen im City-Sporthafen etwa soll die Durchfahrtsbreite für kleine Hafenschiffe erhalten bleiben. "Alles in allem ist der Flutschutz aber wichtig - und das wird hier bestimmt ein touristisches Highlight", sagt Barkassenbetreiber Klaus Ehlers.

Betroffen ist von der Planung auch das Übersee-Restaurant, das 1966 auf städtischen Grund privat gebaut wurde. Nach derzeitigen Plänen würde das Stockwerk auf jetziger Promenadenhöhe vollständig zugebaut und wäre nicht mehr zu nutzen. Das Gebäude muss abgebrochen und durch ein neues ersetzt werden, heißt es in den Planunterlagen. Allerdings kündigte der Besitzer bereits juristischen Widerstand an. "Wir sind da im Gespräch", so Behördensprecherin Krstanoski.

Im Detail gliedert sich der Bau von neuer Promenade und Flutschutz am Baumwall in zwei Planverfahren. Für den Bereich Schaartorschleuse/Binnenhafen ist das Planfeststellungsverfahren bereits abgeschlossen - dort soll der Bau bereits in wenigen Monaten im März 2011 beginnen.

Die Arbeiten an der neuen, 600 Meter langen Promenade westlich davon bis etwa zu den Landungsbrücken sollen im Sommer starten. Geplant sind dort vier Bauabschnitte, um die jetzt schon stark von Spaziergängern genutzten und in den Jahren 1964 bis 1968 gebauten Weg entlang der Hafenkante nicht komplett für zwei Jahre sperren zu müssen. Start ist in Höhe der U-Bahn-Station Baumwall.

Zuletzt wurde diese alte Promenade 1977 für den Hochwasserschutz erhöht - seinerzeit schlicht mit einem 20 Zentimeter hohen Stahlblech versehen. Doch solche einfachen Maßnahmen oder gar mobilen Flutschutzwände reichen nach Ansicht der Planer heute nicht mehr aus. Das Risiko wäre ihrer Ansicht nach zu groß.

Die neue Promenade soll acht Treppen sowie drei Rampen erhalten. Fünf Treppen führen zur Landseite, gegenüber den Straßen Ditmar-Koel-Straße, Reimarusstraße, Rambachstraße, Neustädter Neuer Weg sowie Stubbenhuk. Zum Wasser hin sind drei "Treppenkegel" vorgesehen. Die Anlage wird praktisch als eine Art vierkantigen Hohlkörper gebaut, wobei der "Deckel" die eigentliche Promenade darstellt. Im Innern dieser neuen Betonkonstruktion ist nach derzeitigen Plänen Platz für eine Garage sowie Geschäfte oder Restaurants, die ihren Zugang zur Straßenseite hin bekommen sollen.