Wohnungsbau-Unternehmen beruft sich auf ein neues Gutachten, das erhebliche Mängel feststellt. Bezirk Altona reagiert abwartend.

Ottensen. Das Hundertwasser-Café in Ottensen ist offenbar doch in einem baulich schlechteren Zustand als vom Bezirk Altona bisher vermutet. Zu diesem Schluss gelangt jetzt jedenfalls die Bonner Wohnbau GmbH, nachdem ein zweites Gutachten vorliegt. Das hatte im Streit um den Erhalt des Cafés der Bezirk in Auftrag gegeben. Das Ergebnis soll heute dem Bauausschuss der Bezirksversammlung Altona vorgelegt werden.

Nach Angaben der Wohnbau GmbH teilt der Gutachter weitgehend die Einschätzung ihres Architekten, Jürgen Göttsch. Das Hamburger Büro Czerner Göttsch plant für die Wohnbau GmbH, die einer sozial ausgerichteten Stiftung gehört, einen neuen Wohnkomplex rund um das Café-Areal an der Behringstraße. "Es gibt in dem Café erhebliche Mängel im Brandschutz", sagt Architekt Göttsch. Zudem sei der Gastronomiebetrieb zum Teil völlig entgegen den eigentlich erteilten Bauauflagen umgebaut worden. Die Wohnbau GmbH startete daher jetzt einen neuen Anlauf bei der Planung des Vorhabens, das wegen des Streits um das Café seit Monaten blockiert ist. "Wir erhalten viele der Hundertwasser-Elemente, lagern sie ein und integrieren sie in ein neues Café im Neubau", sagt Wohnbau-Geschäftsführer Reiner Klaus. Nur so könne dort günstiger Wohnraum entstehen.

Zusammen mit der Saga sollen dort 117 Wohnungen gebaut werden. Investitionen in Höhe von rund 30 Millionen Euro seien geplant. Allerdings: Dazu braucht das Bonner Unternehmen, das bundesweit Mietwohnungen baut und besitzt, einen neuen Bauvorbescheid. Bisher gilt die Auflage des Bezirks, dass das 1998 entstandene Café zu erhalten sei.

Und: Auch ein Bürgerbegehren mit dem Ziel, das Café unter Denkmalschutz zu stellen, ist von Anwohnern auf den Weg gebracht worden. Für die zweite Unterschriftenhürde läuft am Donnerstag allerdings die Frist ab und noch sollen nach Abendblatt-Information nicht genügend Unterschriften zusammengekommen sein.

In der Bezirkspolitik will man nun zunächst das neue Gutachten abwarten. "Langfristig müsste man vielleicht tatsächlich ein Neubau-Café erwägen", sagt CDU-Bauexperte Sven Hielscher. Und auch SPD-Fraktionschef Thomas Adrian ist noch vorsichtig in der Bewertung: "Wir werten das Gutachten aus - und dann liegt die Entscheidung beim Bezirk."