Ein Hamburger Containerfrachter hat gestern vor der ostafrikanischen Küste 75 Menschen von einem sinkenden Passagierschiff gerettet.

Ein Hamburger Containerfrachter hat gestern vor der ostafrikanischen Küste 75 Menschen von einem sinkenden Passagierschiff gerettet. Ein Crewmitglied des Passagierschiffs wurde zwischen dem Rettungsboot und dem Schiffsrumpf eingeklemmt und kam dabei ums Leben, wie ein Sprecher der Hamburger Reederei Komrowski gestern Abend sagte.

Die Besatzungen anderer Schiffe hätten vor der Küste von Tansania die Hilfe verweigert, weil sie eine Finte von Piraten vermuteten. Welche Nationalität die geretteten Passagiere haben, war zunächst unklar. Die "Dorian" der Hamburger Reederei hatte den SOS-Ruf des Passagierschiffs "Ile D'Anjouan" mit 76 Menschen an Bord gehört. Nach Rücksprache mit dem Internationalen Schifffahrtsbüro in London sei der Verdacht entkräftet worden, dass Seeräuber mit dem Notruf eine Falle gestellt hätten, berichtete der Sprecher. Weiter hieß es: "Bemerkenswert ist, dass sich die ,Dorian' außerhalb des Risikogebiets Piraterie mit Kurs auf Sansibar befand - während das Passagierschiff innerhalb der ,gefährlichen' Zone lag und zu sinken drohte." Das Hamburger Containerschiff - etwa 20 Meilen östlich von Sansibar gelegen - nahm mit einer Geschwindigkeit von 19,5 Knoten Kurs auf den Havaristen und erreichte das sinkende Schiff nach rund vier Stunden. Der Kapitän konnte nach Angaben der Reederei trotz hoher Wellen vier Kinder, elf Frauen und 32 Männer sowie 28 Crewmitglieder an Bord nehmen. Nach der Bergung setzte der Frachter seine Reise nach Sansibar fort. Die geretteten Passagiere wurden an Deck in leeren Containern untergebracht und versorgt. Einige Frauen und Kinder kamen auch in Kabinen unter.

Unter welcher Flagge das nur 41,5 Meter lange Passagierschiff fuhr, konnte der Sprecher der Reederei nicht sagen. "Es war aber kein Luxusschiff. Wir nehmen an, dass es ein lokales Schiff war, das dort zwischen einer Insel und dem Festland verkehrt." Warum das Boot sank, blieb gestern Abend ebenfalls unklar: "Es gab einen Wassereinbruch", berichtete der Sprecher. Die fast 180 Meter lange "Dorian" mit rund 22 000 Ladetonnen wurde 1994 gebaut. Das Schiff fuhr unter der Flagge von Liberia. (dpa)