Nach dem Brand beim Norddeutschen Regatta Verein muss dringend eine Entscheidung her

Uhlenhorst. Beim Winterfest des Norddeutschen Regatta Vereins (NRV) an diesem Sonnabend im Hotel Atlantic wird es vermutlich ein großes Thema geben, das die Ballbesucher beschäftigt: Was wird aus dem NRV-Klubhaus? Seit dem Kabelbrand zu Pfingsten ist das Vereinsgebäude an der Alster gesperrt. Bei dem Feuer war die Hauselektrik zerstört worden, auf Wänden und Holzvertäfelungen hatte sich der giftige Ruß festgesetzt.

Bislang hat sich wenig getan, obwohl das Klubhaus bis Ende dieses Jahres wieder bezugsfertig sein sollte. Denn beim größten deutschen Segelklub gibt es Überlegungen, das Haus nicht nur instand zu setzen, sondern eine Erweiterung anzustreben. Der NRV-Vorstand gibt sich zugeknöpft: "Wir müssen uns erst intern eine Meinung bilden", sagt der Vorstandsvorsitzende Andreas Christiansen, "es ist noch nichts entschieden."

Hintergrund dieser sparsamen Stellungnahme ist, dass der NRV Angst hat, die Nachbarn an der Schönen Aussicht, mit denen es schon früher juristische Auseinandersetzungen gegeben hatte, könnten von vornherein jegliche Baupläne torpedieren.

Die Vereinsmitglieder wurden vom NRV-Vorstand bei einer Versammlung vor wenigen Tagen informiert. Nach Angaben eines langjährigen Mitglieds lässt der NRV derzeit prüfen, wie sehr man das mehrfach umgebaute Klubhaus verändern könnte, um mehr Platz zu schaffen und es barrierefrei gestalten zu können. Denn das bestehende Gebäude habe mehrere Nachteile, sagt ein weiteres NRV-Mitglied: "Wenn man beim Haupteingang reingeht, muss man in den ersten Stock und dann wieder runtergehen, um ins Erdgeschoss zu kommen." Viele Mitglieder seien schon älter, "die wollen trotzdem nicht gern einen Treppenlift benutzen". Auch bei den Umkleiden gebe es bei dem Segelverein, der sich in der Jugendarbeit sehr engagiert, immer wieder Engpässe.

Bei der Mitgliederversammlung wurden mehrere Entwürfe präsentiert. Denkbar wäre danach, das Klubhaus unterirdisch zu erweitern, um die Gebäudehülle nicht zu verändern. Abreißen und neu bauen geht nicht so einfach, denn das weiße Gebäude ist höher als im Bebauungsplan vorgesehen.

So wie es jetzt ist, genießt es Bestandsschutz. "Wenn das Haus gravierend verändert wird, geht der Bestandsschutz unter", erklärt Hans-Peter Boltres, Leiter des Fachamtes für Stadt- und Landschaftsplanung im Bezirk Nord. Eine unterirdische Erweiterung sei zwar aus städtebaulicher Sicht nicht bedenklich, sagt Boltres, allerdings seien auf dem Grundstück unterirdisch derzeit nur Stellplätze erlaubt.

Nicht nur aus planungsrechtlicher Sicht gibt es Einschränkungen, auch unter den Vereinsmitgliedern gibt es Vorbehalte, weil ein Umbau sehr viel länger dauern würde als eine Sanierung. "Ein Klubhaus, das so lange geschlossen ist, ist tödlich für den Verein. Du zahlst über 500 Euro im Jahr und musst beim Klubabend dein Bier im Container oder im Zelt trinken", sagt ein weiteres Mitglied verärgert über den Zustand.

Der Gastronomiepächter Michael Ränsch, der den Betrieb erst Anfang 2010 übernommen hatte, hat inzwischen einen Aufhebungsvertrag unterschrieben, weil er nicht mehr länger warten konnte und wollte: "Ich habe Verantwortung für meine Mitarbeiter", sagt der 46-Jährige, der demnächst am Hafen ein neues Restaurant eröffnet. "Ich kann aber verstehen, dass sich der NRV neu positionieren will."

Ein Klubinsider sagt dazu: "Eine größere Lösung wäre aus Sicht des Klubs wünschenswert, aber es ist ein sensibles Umfeld. Ich denke, es wird auf eine behutsame Gebäudesanierung hinauslaufen, eine sensible Modifikation der Fassade. Aber auch energetisch muss etwas passieren." Unklar ist übrigens auch noch, wie eine mögliche Gebäudeerweiterung finanziert werden könnte. Immerhin ist die Rede von mehreren Millionen Euro. Bei der Versammlung wurden schon mal Zettel verteilt, um die Spendenbereitschaft der gut 2000 Mitglieder auszuloten. "Es war nicht so, dass da ein großer Mäzen aufgestanden ist", sagt einer der Versammlungsteilnehmer.