Wohnungen, Kunst, Gastronomie und Handwerk - das sieht der Entwurf vor. Voraussetzung: Investor zahlt nicht.

Die Initiative "Komm in die Gänge" hat am Freitag ihren Entwurf für die künftige Nutzung des historischen Gängeviertels vorgestellt. "Einen Ort für alle kulturinteressierten Hamburger", wünschen sich die Künstler.

Charakteristisch für das neue Konzept ist seine Vielseitigkeit. Ein Teil der Gebäude soll wie zuletzt Künstlern zur Verfügung stehen. "Wir planen viele Ateliers und Galerien", sagt der Sprecher der Initiative Michael Ziehl. Ein anderer Teil sei für Kleingewerbe und Handwerk vorgesehen. "Damit stellt unser Konzept den Bezug zur Vergangenheit des Viertels her. Schließlich sind die meisten Häuser ursprünglich für diesen Zweck gebaut worden", so der Künstlersprecher.

Wohnungen sind der dritte Bestandteil der Pläne. Hier wünscht ich die Initiative eine gemischte Bewohnerstruktur, die Mieten sollen sozialverträglich sein. Räume für soziokulturelle Einrichtungen sollen Theatern, Bands und öffentlichen Werkstätten Platz bieten. Der ebenfalls geplanten Gastronomie dürfte besonders die Umwandlung der Außenflächen entgegenkommen. Nach den Vorstellungen der Initiative soll der Asphalt Grünflächen Platz machen.

Die vorhandenen Gebäude sollen nicht grundlegend verändert, sondern nur in Einklang mit dem Denkmalschutz erneuert werden. Lediglich ein Neubau soll an der Caffamacherreihe entstehen. Ziehl betont aber, dass die Entwicklung des Konzeptes und auch dessen Finanzierung noch nicht abgeschlossen ist. Man stelle sich aber ein Genossenschaftsmodell vor und setze zudem auf die Beteiligung der Stadt.

Besonders wichtig war es den Machern des Entwurfs, mit ihm eine Alternative zu "bisherigen Mechanismen der Stadtentwicklung" aufzuzeigen. "Hier geht es nicht wie bisher um maximale finanzielle Ausschöpfung mit der Konsequenz, dass Investoren das Kommando bei der Gestaltung überlassen wird. Stattdessen sollen die Hamburger ihre Stadt selbst entwickeln können", sagt Ziehl. Deshalb wolle die Initiative auch nicht "ihr eigenes Süppchen kochen und sich abkapseln", sondern fordere jeden Interessierten auf, sich zu beteiligen und mitzuentscheiden.

Dass die Initiative nun überhaupt ein eigenes Konzept vorstellen konnte, hat sie ihrem Engagement zu verdanken. Erst besetzte sie im August friedlich das bereits an einen holländischen Investor verkaufte Gelände. Dann einigte sie sich mit der Stadt auf eine befristete Zwischennutzung. In dieser Zeit gelang es ihr, nicht nur Teile der Politik, sondern vor allem auch Hamburgs Bürger von ihrem Vorhaben zu überzeugen. "Wir erleben, seit wir hier sind, einen enormen Zulauf von Interessierten, auch aus dem Ausland. Ein ehemaliger Gängeviertelbewohner, der nun Lehrer ist, möchte mit seiner Klasse kommen", berichtet Ziehl.

Nachdem der Investor bereits im September einen Stichtag für die nächste Rate des Kaufpreises verstreichen ließ, hat er nun noch eine Frist bis Mitte dieses Monats. Hat er dann immer noch nicht gezahlt, gehört das Viertel wieder der Stadt. "In diesem Falle würden wir zwar nicht sofort einen Plan B umsetzen, wir sind aber in engem Kontakt mit den Künstlern", sagt die Sprecherin der Kulturbehörde, Susanne Frischling. Ein neues Konzept würde daher auch mit diesen zusammen entworfen werden. Eine Prognose darüber, ob der Investor noch zahlen wird, wollte sie nicht abgeben.

Einen Vorgeschmack auf das, was in dem Viertel dauerhaft etabliert werden könnte, gibt es schon dieses Wochenende: Am heutigen Sonnabend lesen Heinz Strunk und Rocko Schamoni um 21 Uhr in der Fabrik, in Ausstellungen zeigen Künstler, welche Kunstwerke in den Ateliers des Gängeviertels entstehen.