Eine Glosse von Claudia Eicke-Diekmann

Es gibt Aufgaben, zu denen haben wir überhaupt keine Lust. Die Steuererklärung zählt dazu und der Zahnarztbesuch. Und obwohl wir wissen, dass da ganz dringend was angepackt werden müsste, schieben wir es auf, erledigen unwichtigen Kram, spitzen die Buntstifte der Kinder, telefonieren mit Oma, besuchen mal ganz spontan den Nachbarn. Und dann plötzlich steht das Finanzamt auf der Matte oder ein Zahn tut weh.

So ähnlich muss es in der Pressestelle der Hamburger Schulbehörde seit dem Volksentscheid am 18. Juli gelaufen sein. Die Luft war einfach raus. Der Elan tendierte gen null. Nach dem Ausgang der Abstimmung hatte wohl niemand Lust auf die Überarbeitung der Website. Gerade mal das Unterkapitel "Schulreform" war mit dem Wortlaut der Abstimmungsvorlage und einer Reihe von Hotline-Nummern und mit dem Hinweis versehen, sie würde aktualisiert. Ansonsten dümpelte die Behördenseite im Internet mit überholten und so betitelten "Richtigstellungen" von Äußerungen der Primarschulgegner vor sich hin. So war überall von der Primarschule als Schulform der Hamburger Zukunft zu lesen. Und dann - plötzlich - stand das Abendblatt auf der Matte und bohrte herum. "Es gibt Wichtigeres zu tun, als den Internetauftritt zu überarbeiten", so die Antwort. "Wir müssen Prioritäten setzen." Aber schwupp: Keine 30 Minuten später war die Website zumindest vom Reizwort Primarschule bereinigt. Wetten, dass die Homepage der Schulbehörde, heute Abend dann komplett aufgeräumt ist?

Wir spielen übrigens gerne Finanzamt oder Zahnarzt.