Die US-Musikkneipe Hard Rock Cafe soll 2011 an den St. Pauli Landungsbrücken eröffnen. Was wird aus Eugen Blocks geplantem Brauhaus?

St. Pauli. Monatelang blieb der Plan geheim, jetzt ist es offiziell: Das legendäre Hard Rock Cafe soll nach Hamburg an die Landungsbrücken kommen. Schon im nächsten Jahr will der Klassiker der US-Erlebnis-Gastronomie ein großes Lokal über alle drei Stockwerke neben dem Hamburger Hafenklub eröffnen. Das bestätigte die Londoner Europa-Zentrale dem Abendblatt. "Chefin des Hamburger Ablegers ist Sally Woodward, die das Hard Rock Cafe im Franchise-Verfahren vergeben wird", heißt es aus London. Betreiber wird nach Abendblatt-Informationen ein Hamburger Unternehmer, der sein Geld mit Stadt- und Hafenrundfahrten verdient, sich aber auf Abendblatt-Nachfrage nicht dazu äußern will.

Weltweit gibt es bisher 138 Hard Rock Cafes in 53 Ländern; in Deutschland befinden sich Filialen in Köln, Berlin und München. Sie locken mit einer besonderen Mischung aus typisch amerikanischem Fast Food wie Burger, Chickenwings und Tortilla-Chips, Rockmusik und einem gigantischen Sammelsurium von Gitarren, Goldenen Schallplatten, T-Shirts und anderen Rock-'n'-Roll-Sammlerstücken an den Wänden, Säulen und Decken.

Zum Programm gehören eine auf Freundlichkeit gedrillte Bedienung ("love all - serve all"), regelmäßige Veranstaltungen und ein gigantisches Merchandising-Programm. Neben einem Hard Rock Cafe lockt meist extra ein Hard-Rock-Souvenirladen mit "Erinnerungsstücken". Jahrelang war es unter Touristen besonders beliebt, von möglichst vielen Filialen weltweit die lokalen Anstecknadeln oder T-Shirts zu sammeln.

Bevor das Rock-Lokal im kommenden Jahr eröffnen kann, sind noch einige Probleme zu lösen. Die Betreiber wünschen sich auf der Dachterrasse einen weithin sichtbaren Aufbau für einen Lastenaufzug. Das jedoch ist den Denkmalschützern und der Baubehörde ein Dorn im Auge. Nachdem jahrelang beim inzwischen geschlossenen Lokal Pupasch hässliche Baucontainer auf dem Dach standen, will die Behörde das nun verhindern. "Die Änderungen müssen sich mit dem Denkmal vertragen", sagt Helma Krstanoski, Sprecherin der Baubehörde. Allerdings ist sie sicher, dass bald eine "zuverlässige und tragfähige" Lösung gefunden wird. Heute Abend treffen sich dazu Vertreter des Bezirks Mitte, des Betreibers, der Hafenverwaltung (Hamburg Port Authority) und der Baubehörde. Auch die Hafenverwaltung, der mittlerweile die Immobilie, die einst von der Sprinkenhof AG vermietet wurde, gehört, gibt sich zugeknöpft. Ihr Sprecher Alexander Schwertner bestätigt nur die Verhandlungen und dass es noch "offene bauliche Fragen" gibt. Erst wenn diese geklärt sind, wolle die Hafenverwaltung mehr sagen.

Doch dahinter stecken nicht nur bauliche Fragen, sondern auch kaufmännische. Denn die Landungsbrücken gehören mit acht Millionen Besuchern jährlich zu den meistbesuchten Touristen-Attraktionen in ganz Deutschland und sind deshalb für einen Gastronomiebetrieb besonders interessant. Da ist es nicht sonderlich schwierig, einen weiteren Problempunkt zu entdecken: Hotelier Eugen Block plant, im kommenden Jahr sein "Block-Bräu" - eine Art hanseatisches Hofbräuhaus mit eigener Brauerei - in den Räumen des ehemaligen Pupasch im selben Gebäude wie das Hard Rock Cafe zu eröffnen; und er dürfte nicht besonders begeistert über die amerikanische Konkurrenz sein - doch Eugen Block äußert sich zum Hard Rock Cafe nicht. Tatsache ist auch, dass die Bauarbeiten zum "Block-Bräu" sich seit Langem verzögern.

Offiziell heißt es zwar, dass die Verzögerung bauliche Gründe hat, weil noch Stützen in das Gebäude eingezogen werden müssen, da die Brauerei-Anlagen so schwer seien. Hinter den Kulissen wird aber über ein anderes Szenario spekuliert - es heißt sogar, dass Eugen Block aus Verärgerung sein "Block-Bräu" aufgeben könnte. Dann hätte die amerikanische Fast-Food-Industrie über traditionelle Hamburger Kneipen-Atmosphäre mit Hans-Albers-Charme gesiegt.

Die Manager des Hard Rock Cafes, das von den Amerikanern Isaac Tigrett und Peter Morton 1971 erfunden wurde, haben bei der Ausstattung ihres Lokals leichtes Spiel. Gern wirbt die Fast-Food-Kette mit dem Superlativ, die weltweit größte Musikexponatensammlung zu besitzen. Und gerade in Hamburg, wo die Beatles groß geworden sind, gibt es viele Erinnerungsstücke bei Sammlern, die meist auch schwören, die Original-Gitarre von Paul McCartney im Keller zu haben ...