Wer dieser Tage den Vertretern der Energiebranche lauscht, den beschleichen zwangsläufig apokalyptisch anmutende Visionen. Da drängen sich Bilder auf von einem in Düsternis und Kälte versinkenden Deutschland der Zukunft, das Anno 2010 so leichtfertig gewesen war, seine sicheren und sauberen Atomkraftwerke unnötigerweise abzuschalten. Nicht allein mit der ihrer Meinung nach zu früh angesetzten Abschaltung der Meiler begründen die Atomkonzerne ihre Warnungen, auch die Belastungen, die ihnen die Politik aufzubürden droht, könnten ihrer Darstellung nach Deutschland in eine unsichere Energiezukunft führen.

Bei Licht betrachtet bleibt indes nicht viel von diesen Schreckgespenstern übrig. Vielmehr muss man die Warnrufe von Vattenfall, E.on, EnBW und RWE als simples Pokerspiel begreifen, in dem angesichts des nahenden Energiekonzepts der Bundesregierung noch auf die Schnelle geblufft wird. Das Engagement ist verständlich: Der Betrieb der Reaktoren bringt ihren Betreibern Milliardengewinne. Grund für Panik besteht nicht: Eine moderate Verlängerung der Laufzeiten gilt bereits als ausgemacht.

Doch selbst wenn der Atomausstieg tatsächlich wie ursprünglich von Rot-Grün geplant käme, würden die Kernkraftwerke über viele Jahre verteilt nach und nach vom Netz gehen und einen geordneten Umbau der Energiewirtschaft ermöglichen. Dass in dieser Phase Blackouts unwahrscheinlich sind, zeigen die vergangenen Jahre. In denen waren immer wieder Meiler wegen Revisionen oder Pannen abgeschaltet - ohne dass irgendwo die Lichter flackerten.